Wer mehr über die Generation Z erfahren wollte, kam am 10.5.2017 in den Arbeits(t)raum in Untergiesing. Dort hielt Sabine Bleumortiert zu diesem Thema einen Vortrag, der gut besucht und ausgesprochen interessant war.
Die Referentin brachte dem aufmerksam lauschenden Publikum näher, was die Generation der 9- bis 14-Jährigen umtreibt und bewegt. Das weiß sie aus ihrer täglichen Arbeit, bei der sie Trainings für Azubis und Ausbilder durchführt und Ausbildungsbetriebe berät. Ihr fällt immer wieder auf, dass ältere Menschen die jüngeren oft nicht verstehen und umgekehrt. Das führt zu Schwierigkeiten im alltäglichen Arbeitsmiteinander. In der Wahrnehmung der Älteren kommen die Jüngeren oft zu spät, sind unverbindlich und checken dauernd ihre Handys. Um sich der Generation Z anzunähern, hilft es, einmal einen anderen Blickwinkel einzunehmen.
Sabine Bleumortier setzte hier mit der Frage an: Was haben diese Kinder und Jugendlichen erlebt? Und womit sind sie ganz selbstverständlich aufgewachsen? Sie leben in unsicheren Zeiten, für sie ist es nicht immer leicht zu unterscheiden, was Wahrheit, was Fake und was Realität ist. Zudem sind sie weniger loyal, machen eher was ihnen gefällt und das gleich jetzt – das wird auch Pippi-Langstrumpf-Effekt genannt. Ihnen ist es wichtig, einen Sinn hinter den Dingen zu sehen. Sie sind daher nicht bereit, etwas auf bestimmte Art zu tun, nur weil man es nun mal so macht.
Die Angehörigen der Generation Z möchten in erster Linie als Individuen wahrgenommen werden, auch und vor allem im Arbeitsleben. Weitere Kennzeichen:
- Sie durften in vielen Bereichen selbst entscheiden, was sie wollen, zum Beispiel was Kleidung oder Urlaube angeht.
- Sie sind vernetzt aufgewachsen.
- Sie zählen zur „Pampers“-Generation, die sehr umsorgt wurde, und weisen daher ein gewisses Maß an Unselbständigkeit auf.
- Sie sind auf Work-Life Balance bedacht: erst chillen und Hobbys, dann kommt die Arbeit.
- Sie wollen sich mit ihren Ideen unmittelbar einbringen, das Sprichwort „Lehrjahre sind keine Herrenjahre“ gilt für sie nicht.
- Sie betrachten sich selbst als gleichwertig mit allen anderen, wollen so akzeptiert werden.
- Sie haben das Gefühl, dass Unternehmen an Mitarbeitern nicht so interessiert sind.
- Sie sehnen sich nach Ordnung und Struktur.
- Das gesamte soziale Umfeld, Freunde und Familie hat für sie einen hohen Stellenwert.
- Besitz ist nicht so erstrebenswert, Dinge wie Autos oder Gartengeräte können geliehen werden.
Außerdem fällt auf, dass sie sofort Feedback wollen. Eine gewisse Ungeduld ist spürbar, da ja auch sonst alles sofort lieferbar, erhältlich und verfügbar ist. Damit einher geht eine Anspruchshaltung: Die jungen Menschen wollen nicht nur wissen, was sie tun, sondern vor allem, warum sie es tun sollen. Die Generation Z ist zudem dadurch geprägt, dass sie bewusst Forderungen formuliert, was die Arbeitgeber vor neue Herausforderungen stellt. Die jungen Arbeitnehmer wünschen sich Führung, die individuelle Konzepte anbietet, authentisch ist, offen kommuniziert und ihnen eine Struktur gibt. Sie legen Wert darauf, mit ansprechbaren und motivierten Vorgesetzten zusammenzuarbeiten.
Es stehen also grundsätzlich zwei Fragen im Raum, wenn es darum geht, mit der Generation Z in der Arbeitswelt erfolgreich zusammenzuarbeiten: Wie schaffe ich es, der jungen Generation auf Augenhöhe zu begegnen? Und wie vermittel ich ihr Sinn? Wer hierauf Antworten findet und sich entsprechend verhält, wird die Potenziale der jungen Menschen erkennen und ans Licht bringen.
So endete ein Vortrag, aus dem die Zuhörerinnen zahlreiche Impulse und Anregungen zum Umgang mit jüngeren Menschen in der Arbeitswelt mitnehmen konnten. Auf gute Zusammenarbeit!
Die Referentin: Früher Ausbildungsleiterin – heute Ausbildungsexpertin: Mit ihrer über 17-jährigen Erfahrung im Bereich der betrieblichen Ausbildung unterstützt Sabine Bleumortier Ausbildungsbetriebe und macht diese zum Azubiflüsterer®. Die selbstständige Beraterin und Trainerin rund um das Thema Berufsausbildung führt Seminare zur Ausbilderqualifizierung für ausbildende Fachkräfte wie Ausbilder und Trainings für Auszubildende durch. Zudem hält sie Vorträge und Keynotes. Zuvor war sie als Ausbildungsleiterin eines international agierenden Industrieunternehmens tätig. Sie ist Dipl.-Ökonomin (Univ.), geprüfte Trainerin und Beraterin BaTB/BDVT und Professional Speaker GSA (SHB). Ihr Ratgeber „Hilfe, ein Azubi kommt! – Was Azubibetreuer wissen müssen“ ist 2016 in der 2. Auflage erschienen und inzwischen ein Bestseller. 2009 wurde ihr erstes Buch „Ausbildungsbeauftragte gewinnen, qualifizieren und motivieren“ veröffentlicht.
Weitere Informationen unter www.bleumortier.de.
Bericht: Kerstin Kuner, www.infit-outfit-konzept.de; Cornelia Rüping, www.wort-in-form.de
Fotos: Jessica Leicher, www.jessica-leicher.de