Ja, so hieß der Vortrag: „Warum wir im Bademantel netzwerken sollten.“ Im Bademantel? Hat dieses Kleidungsstück nicht gerade einen ziemlich schlechten Ruf? Maren Martschenko hat ihn gestern vollständig rehabilitiert.
Auf tritt die freiberufliche Markenberaterin und Speakerin in weißem Frotteemantel und Badelatschen, dem Outfit, in dem sie die höchste Abschlussquote pro Vormittag (ever!) erreicht hat, und das auch noch im bestmöglichen Ambiente: am Pool des Hotels Bayerischer Hof!
Aber, und das ist der Knackpunkt: genaugenommen war es nicht der Bademantel, in dem sie drei Aufträge innerhalb weniger Stunden an Land zog, sondern durch den sie so erfolgreich wie nie zuvor verkauft hat – eben weil sie nicht „verkauft“ hat. Und das ist die Quintessenz ihres kurzweiligen und sympathisch-selbstironischen Vortrags.
Ein Glaubenssatz, der in den meisten von uns steckt, lautet doch: Erfolgreich ist, wer perfekt ist. Deshalb ja auch die ganze Business-Maskerade und -Kostümierung: perfekt sitzendes (sic) Kostüm, Shape-up-Strumpfhose, makelloses Make-up, unwiderstehliches Powerpoint – dann werde ich auch verkaufen. Die Realität sieht anders aus. Denn auch eine Geschäftsbeziehung ist zuallererst eine Beziehung. Und deshalb sind auch im Business-Umfeld letztlich Echtheit und Vertrauen weit wichtiger als Folien und Fassade. Also: Zeige dich so, wie du bist!
Allerdings ist diese Authentizität leichter gesagt als getan. Anzug und Kostüm sind nicht umsonst ein Panzer, den viele als Schutzschicht zwischen sich und Geschäftswelt geradezu brauchen. Da kostet es durchaus Überwindung, die Hüllen fallen zu lassen. Der Moment der Wahrheit kam bei Maren Martschenko in der Umkleide des Blue Spa. Für das ungewöhnliche Netzwerk-Format „Ideentausch am Pool“ war es ja nun tatsächlich unvermeidbar, sich im ganz wörtlichen Sinn „nackt zu machen“. Das war einer dieser Augenblicke, wo sie sich fragte: „Oh Gott, was tue ich hier eigentlich?“
Tja, wer kennt solche Momente nicht? In diesen Situationen empfiehlt Maren (genauer ihr Sohn), diese vermeintlich rhetorische Frage auch tatsächlich zu beantworten. Was mache ich hier und wozu? Was will ich eigentlich? Was kann ich? Und mache ich auch das, was ich am besten kann?
Die Antworten dürfen ruhig „eigensinnig“ ausfallen. Denn im eigentlichen und besten Wortsinne bedeutet Eigen-Sinn ja, dass man Sinn entwickelt für das, was einen persönlich ausmacht und was einem wichtig ist. Und das sollte dann die Richtschnur sein. Da es an Eigensinn bei den Webgrrls nicht mangelt, wie eine kurze Umfrage ergab, reichte Maren Martschenko nach ihrem Vortrag den Staffelstab in Form des Frotteemantels an drei Webgrrls weiter: An Ulrike Bergmann, Brigitte Müller-Wolf und Jessica Leicher, die ihrerseits erzählt haben, wie sie sich beruflich oder privat auf ihren Eigen-Sinn und ihre innere Stimme verlassen und damit beste Erfahrungen gemacht haben.
Maren Martschenko arbeitet seit beinahe zehn Jahren als freiberufliche Markenberaterin und Speakerin. Ihr Herz schlägt für die kleinen, feinen Unternehmen, die Solopreneure, die Start-ups und die aus dem kleineren Mittelstand, die sich durch Persönlichkeit und Enthusiasmus auszeichnen – was großartiges Potenzial für lebendige Marken liefert. Ihre Erkenntnis: Je eigen-sinniger, desto erfolgreicher! Ihr Kommunikationshandwerk erlernte sie nach ihrem Studium der Betriebswirtschaftslehre und Wirtschaftspsychologie in einer B2B-Agentur für PR und Marketing. Schon damals fiel sie durch ihre eigensinnigen Vorschläge auf, zum Beispiel damit, Kunden in einem iterativen Prozess zu beraten. Mehr mit ihnen Konzepte zu entwickeln als über sie hinweg. All das ist nun vereint in ihrer Espressostrategie, die müde Marken munter macht.
Mehr Info unter: marenmartschenko.de
Bericht: Isabel Schrimpf, www.bienewitz.de
Fotos: Susanne Görtz, https://goertz-fotografie.de