Nachbericht Mandy Ahlendorf und Susanne Ackstaller November 2018

Sichtbarkeit ist ein Buzzword, denn alle, die selbstständig arbeiten, fragen sich: Wie schaffe ich es, mit meinen Produkten oder Dienstleistungen in der Informationsflut wahrgenommen zu werden? Beim Webgrrls-Vortrag am 22. November 2018 im Arbeits(t)raum gaben mit PR-Frau Mandy Ahlendorf und Bloggerin Susanne Ackstaller aka Texterella zwei versierte Expertinnen ihre Erfahrungen weiter.

In meiner kinosüchtigen Jugend stand das Double Feature für eine Extraportion Vergnügen: Ich wollte eintauchen in Leinwandfantasien und nicht so bald zurück in die schnöde Wirklichkeit. Die zwei Referentinnen des Abends stehen zwar mit beiden Beinen fest auf dem Boden, doch auch dieses Double Feature machte besonderen Spaß und regte bei den über 30 Zuhörerinnen die Imagination an: Wie macht sich eine jede mit dem, was sie kann und was sie ausmacht, sichtbar? Wie kann sie ihre Themen und Stärken ausspielen?

Wer soll dich sehen – und womit?

Red Bull wendet ein Drittel seines Milliardenumsatzes für Marketing auf, doch auch wer nicht Marktführer für „emotional aufgeladenes Zuckerwasser“ werden will, kann Interesse auf sich ziehen – und wenn die Strategie stimmt, auch mit geringerem Aufwand. webgrrls-Regioleiterin Mandy Ahlendorf, als PR-Beraterin für Architektur, Energiewirtschaft und Mobilität international unterwegs, zeigte am Beispiel Red Bull nicht nur, dass sich Sichtbarkeit wirtschaftlich auszahlt, sondern auch, wie wichtig der Spaßfaktor ist: Pack deine Zielgruppe bei ihrer Leidenschaft, dann folgt sie dir – digital wie analog.

Die erste Frage lautet also nicht: Auf welche Plattform muss ich, um Erfolg zu haben? Sondern: Was – und vor allem wen – will ich erreichen? Mehr oder andere Kunden? Ein neues Angebot bekannt machen? Ein neues Geschäftsfeld erschließen?

Es darf leicht gehen und Spaß machen

Im nächsten Schritt kommt der Spaß ins Spiel: Was machst du gut und gerne?

Wenn du dir über jeden Satz stundenlang den Kopf zerbrichst, ist ein textlastiges Blog vielleicht nicht das Richtige für dich. Und wenn dir jeder öffentliche Auftritt schlaflose Nächte bereitet, sind Vorträge keine ideale Profilierungsstrategie. Schau, wo du dich wohlfühlst, und zeige auf diesen Bühnen deine Stärken: Es darf nämlich leicht gehen und Spaß machen! webgrrls-Mentorin Mandy Ahlendorf zeigte dies anhand der erfolgreichen Sichtbarkeitsstrategie ihrer Mentee Susanne Heckel, die mit eigenen Fotos ihrer zauberhaften Blumengestecke online (Instagram: bluetenschwung) und offline auf Grußkarten punktet. Ein originelles Angebot (Blüten-Workshops), überzeugende Bilder und ein sympathischer Auftritt erleichtern Kooperationen und wecken sogar bei der Presse Interesse. All dies führt zu neuen Kontakten und mehr Bekanntheit, mehr Nachfrage, besseren Umsätzen.

Die Vortragsteilnehmerinnen konnten anschließend direkt an ihrer eigenen Sichtbarkeit arbeiten. Dazu verteilte Mandy Kärtchen mit einfachen Fragen zum strategischen Dreischritt „Ziel – Inhalte – Mittel“. Und empfahl, nicht nur auf die Reichweite, sondern auch auf die Zielgruppenabdeckung zu achten und das Verhältnis von Aufwand und Nutzen im Auge zu behalten.

Aus der Nische zur Sichtbarkeit

Wie konsequentes Engagement Steine ins Rollen bringt und inwiefern die eigene Begeisterung eine entscheidende Rolle spielt, wenn man sichtbar werden möchte, davon erzählte auch Modebloggerin Susanne Ackstaller. Eigentlich ist sie Fachfrau für Finanzkommunikation und produziert ausgezeichnete Geschäftsberichte; außerdem bloggt sie, seit es Blogs gibt – erst einmal zum eigenen Vergnügen. Erprobte sich an mehreren Blogs, bis sie feststellte, was sie wirklich und anhaltend begeistert: ausgefallene Mode, Schönheit jenseits des Größe-0-Ideals der Modeindustrie, der Glamour selbstbewusster Frauen jenseits der Mitte 40. Im jugendsüchtigen, oberflächenfixierten Fashion-Influencer-Universum ist das eine absolute Nische. Zahlreiche Fans und Followerinnen freuen sich, dass texterella sie sieht und sichtbar macht.

Selbstbewusste, modeaffine und digital versierte Frauen jenseits der 40 sind nicht nur im Mode-, sondern auch im Businesskontext strukturell unterrepräsentiert. Deshalb schreibt Susanne Ackstaller, netzaktiv und webgrrl von Anfang an, ihr Blog „for women, not girls“ – und zeigt, dass es sich lohnt, den Rahmen zu sprengen. Mit ihrem preisgekrönten Blog zeigt sie sich nicht nur als fabelhafte Texterin, sondern erschrieb sich eine eigene Mode-Kolumne in der „Welt“. Sie wird zu Beauty-Events oder in schicke Hotels eingeladen und kooperiert als Fashion- und Plus-size-Expertin mit Mode- und Lifestyle-Labels.

Bloggen mit Begeisterung und Professionalität

Dass all das viel Arbeit macht, verschweigt Susanne nicht. Drei bis vier Posts pro Woche, seit 2009! Um das durchzuhalten, braucht es Begeisterung – und professionelle Tugenden wie Disziplin, Neugier auf Reaktionen und Bereitschaft zum Austausch, Selbstbewusstsein, Sinn für Strategie, Unternehmerinnengeist. Der wirtschaftliche Erfolg eines Blogs hängt an der Reichweite. Deshalb rät Susanne, auf die Besucherzahlen zu achten (Analyse-Tools nutzen) und frühzeitig einen Newsletter zu starten bzw. Abonnenten zu gewinnen, um sich nicht allein von Social Media wie Facebook, Twitter und Instagram abhängig zu machen, die unkontrollierbaren Veränderungen unterliegen. Social Media sind gleichwohl unverzichtbar: Gemäß dem webgrrls-Motto „First give, then take” pflegt Susanne analoge und digitale Netzwerke und verlinkt auch andere Blogs und Akteure, ohne zuerst nach Gegenleistung zu fragen – achtet dabei aber auf Reputation und den Wert ihrer Marke. Provokative Statements zu kontroversen Themen bringen Aufmerksamkeit und Reichweite, können aber auch Nerven kosten – und erfordern kluge Moderation. Und ja, auch nach bald zehn Jahren macht ihr das Bloggen noch Spaß.

Ein anregender Abend mit zwei tollen Referentinnen, anschauliche Beispiele und Praxiserfahrungen, gut gegliedert und nachvollziehbar – mit der Essenz: Besinne dich auf das, was dich begeistert. Und dann geh raus, zeig dich, teile deinen Spaß.

Die Referentinnen

Susanne Ackstaller ist in ihrem ersten Beruf Texterin für Finanzkommunikation. Daneben hat sie vor zehn Jahren ihr Blog texterella.de gestartet, das mittlerweile zu einem zweiten beruflichen Standbein geworden ist. Auf Texterella schreibt sie für Frauen ab 50 über Mode, Beauty, Lifestyle und Reisen, zudem über gesellschaftliche und politische Themen. Ziel von Texterella ist es, Frauen ab 50 zu ermuntern, nicht in der Unsichtbarkeit zu verschwinden, sondern sich ihre Bühne zurückzuerobern.
Mehr unter: www.texterella.de

Mandy Ahlendorf berät und unterstützt mittelständische Unternehmen in den Branchen Architektur, Energie und Mobilität bei ihrer Öffentlichkeitsarbeit. Außerdem begleitet sie Menschen, die in ihrem Berufsumfeld sichtbar(er) sein möchten. Ihr Tätigkeitsfeld umfasst analog und digital und reicht von klassischer Pressearbeit und Events über Webauftritte bis zu Social Media.
Mehr unter: www.ahlendorf-communication.com

Bericht: Barbara Maria Zollner, zinnober-abc.com
Fotos: Susanne Görtz, goertz-fotografie.de