Die eine oder andere hat es gerade erlebt: Osterurlaub mit der Familie. Obwohl er schöne Momente verheißt, birgt der Familienurlaub auch Konfliktpotenzial: Wer muss was erledigen? Was machen wir bei schlechtem Wetter? Damit die gemeinsame Zeit die Erwartungen erfüllt, bedarf es einiger Kompetenzen. Und zwar solcher, die gemeinhin als „weiblich“ bezeichnet werden. Und genau die stehen auch bei Unternehmen hoch im Kurs.
Als internationale Projektleitung, Start-up-Gründerin und Mutter hat Nadin-Shirin Zimmermann unzählige Male erfahren, wie hilfreich weibliche Kompetenzen nicht nur im Familienalltag, sondern auch im Businesskontext sind. So konnte sie den technischen Herausforderungen, die während ihres Vortrags auftraten, mit viel Charme und Geduld begegnen – was der Präsentation, die schließlich doch funktionierte, durchaus zugutekam. Die Teilnehmerinnen erhielten dadurch nicht nur wertvollen Input, sondern konnten live miterleben, was weibliche Kompetenzen ausmacht.
Die Arbeit der Zukunft ist nicht aufgaben-, sondern projektbezogen
Auch wenn es den Anschein hat, als würden sich Unternehmen mit Begriffen wie „Agiles Arbeiten“ oder „Diversity“ nur formell einen neuen Anstrich geben, fand in den letzten Jahren tatsächlich ein radikaler Wandel statt. Früher war es praktikabel, Teams nach bestimmten Aufgabenbereichen zusammenzustellen. Sie blieben häufig über einen langen Zeitraum in derselben Konstellation bestehen. Veränderungen vollzogen sich schrittweise. Doch bereits vor Corona führten disruptive Geschäftsmodelle dazu, dass ganze Branchen umgekrempelt wurden und sich immer schneller an neue Herausforderungen anpassen mussten.
Spätestens seit dem ersten Lockdown 2020, als Zigtausende nicht nur zuhause arbeiten, sondern auch ihre Kinder mit unterrichten mussten, ist klar: Es braucht neue Strukturen, um schnell entscheiden und agieren zu können. Dies kann nur gelingen, wenn traditionelle Abteilungen durch situationsbezogene Projektgruppen abgelöst werden. Moderne Teams arbeiten heute also häufig nur über einen gewissen Zeitraum zusammen, um für ein akutes Problem schnelle und machbare Lösungen zu finden. Ein Feld, in dem weibliche Kompetenzen ideal zum Tragen kommen.
Das Team der Zukunft
Um ein konkretes Bild von der heutigen Situation zu vermitteln, stellte Nadin-Shirin ein beispielhaftes modernes Team vor:
- Bob, der Programmierer, der in seinem Kabuff nach dem perfekten Code sucht
- Karla, die Weltenbummlerin, die mit ihren vielseitigen Erfahrungen Schwung in die Umsetzung bringt
- Der kreative Tim, der am liebsten draußen ist und gedanklich immer schon die nächste Vision anpeilt
- Der Serial Entrepreneur Bill, der schon diverse Start-ups gegründet hat und weiß, wie sich die Visionen der anderen unternehmerisch umsetzen lassen
- Und Robi, die künstliche Intelligenz, mit deren Hilfe alles um ein Vielfaches schneller und exakter gelingt, als man es sich bis vor Kurzem überhaupt vorstellen konnte
Robi weist laut Nadin-Shirin auf einen Paradigmenwechsel hin: Der moderne Mensch traut einer Maschine zu, bessere Lösungen zu finden, als er selbst es vermag. Für moderne Teams heißt das, sich an das Tempo der technischen Lösungen anzupassen und offen zu sein für unerwartete Lösungen. Dies erfordert immer wieder neue Kombinationen von Aufgaben und Fähigkeiten. Erreicht wird das durch möglichst divers zusammengesetzte Teams. Die Frage ist nur: Wie schaffen es so unterschiedliche Menschen, möglichst konfliktfrei und effizient ein Projekt voranzubringen?
Future Skills sind weiblich
Die Unternehmens- und Strategieberatung McKinsey hat 2021 die Fähigkeiten definiert, die es braucht, um in der zukünftigen Arbeitswelt zurechtzukommen. Neben vielen anderen ist eine darunter, die früher ins „weibliche Ressort“ fiel und in der „harten Geschäftswelt“ nicht unbedingt für nötig erachtet wurde: die Empathie. Sie ermöglicht es Menschen, sich in andere hineinzuversetzen. Und das ist bei so unterschiedlichen Mitgliedern wie im Team der Zukunft auch erforderlich, um die verschiedenen Aufgaben innerhalb eines Projekts und die damit verbundenen Herausforderungen überhaupt zu verstehen und anzugehen.
Damit aber nicht genug. Der größte Vorteil, den weibliches Denken laut Nadin-Shirin mit sich bringt: Frauen denken nicht linear, sondern vernetzt. Was das bedeutet, erklärte sie anhand einer Liste an Fähigkeiten, die allen Zuhörerinnen ein Lächeln ins Gesicht zauberte. Denn obwohl so wertvoll, findet man diese Eigenschaften bisher nur selten in Arbeitszeugnissen oder Referenzen. Um ihnen an dieser Stelle die längst fällige Wertschätzung zu erweisen, werden sie vollständig aufgezählt:
Studien belegen, Frauen
- denken im Kontext,
- nehmen einen ganzheitlichen Blick ein,
- beziehen mehr Datenpunkte ein und verbinden diese schneller,
- planen länger in die Zukunft,
- können Mehrdeutigkeit besser tolerieren und
- nehmen nonverbale Kommunikation besser wahr.
Das bedeutet: Frauen denken und handeln vernetzt!
Nach einem inspirierenden und bestärkenden Austausch in Kleingruppen waren alle Zuhörerinnen überzeugt: Wir Frauen sind hinsichtlich der Future Skills – und zwar digital, kognitiv, zwischenmenschlich und in der Selbstführung – bestens gewappnet.
Die Referentin
Nadin-Shirin Zimmermann ist internationale Leaderin, Start-up-Gründerin, Speakerin und Podcasterin. Als internationale Projektleitung, beim Führen interkultureller Teams und als Start-up-Gründerin lernte sie viele Methoden, Prozesse und Kulturen kennen – und fand dabei ihren wahren Erfolgsfaktor: wie sie Menschen ob ihrer Gemeinsamkeiten zusammenbringt. Genau diese Kompetenz ist weiblich und weist den neuen Weg in die Zukunft.
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Text: Kathrin Kerler, dein-weg-coaching.de
Fotos: Mandy Ahlendorf, www.ahlendorf-communication.com