Noch bevor Nicole Lücking ihren Vortrag beendet hatte, wandelten sich die Fragezeichen in den Gesichtern der Teilnehmerinnen beim Wort „Sketchnotes“ in ein „Will ich auch!“-Lächeln. An die Stelle von „Sketchnotes – was ist das?“ rückten Themen wie „Welche Stifte oder Tools benutze ich am besten?“, die Lust aufs Zeichnen war geweckt.
Nicole, freiberufliche Multimediaautorin, hat sich schon lange dem Visual Thinking mithilfe von Sketchnotes verschrieben. Sie entwickelt Konzepte für digitale Projekte und begleitet seit 2012 Konferenzen und andere Veranstaltungen mit der Methode des digitalen Graphic Recordings. Ihr Wissen teilt sie auch gerne bei Vorträgen und Workshops zu visuellen Notizen/Sketchnotes und zur Kunst des Zuhörens. Mit ihrer Begeisterung für ihr Thema steckte sie auch die Webgrrls an.
Jede sollte sich das „Kritzeln“ zurückerobern
Es ist erstaunlich, wie sich die Idee eines Gegenstands einfach vermitteln lässt. Zwei Rahmenlinien, ein wenig Schatten und zwei Striche für Mikrofon und Lautsprecher – schon ist der betrachtenden Person klar, dass sie hier auf ein Smartphone blickt. Wer möchte, kann sich beim Zeichnen mit weiteren Details und kleinen Icons auf dem Handy-Bildschirm austoben – oder das Gerät sogar in fotorealistischem Stil abbilden.
„Sketchnotes macht man, wie man es kann und wie es für einen passt“, so lautet Nicoles Botschaft. Schließlich geht es hier nicht um Perfektion, sondern einfach darum, sich die kreative Methode zunutze zu machen. Visuelle Notizen können vielfältig eingesetzt werden. Deshalb ist der Einstieg auch jederzeit möglich, unabhängig davon, wie geübt man im Zeichnen ist.
Den praktischen Nutzen von Schrift und Bild setzt Nicole mit dem reiner Textnotizen gleich. Wer sich mal flott etwas aufschreibt, um es nicht zu vergessen, kann ebenso gut eine schnelle Sketchnote machen. „Nicht malen können“ sei kein Grund, Sketchnotes nicht zu verwenden. Denn auch ganz einfaches Gekritzel habe bereits einen Effekt. Und es würde ja auch niemand sagen „Ich kann nicht so schön schreiben“ und deshalb auf Notizen verzichten. Doch Sketchnotes können weitaus mehr, als Informationen vor dem Vergessen zu bewahren.
Sketchnotes stärken das Erinnerungsvermögen
Manch eine erinnert sich vielleicht noch an den Effekt von Spickzetteln in der Schule. Allein darüber nachzudenken, wie sich möglichst viel Wissen auf einem kleinen Zettel komprimieren lässt, hilft, sich den Stoff plötzlich wie von selbst einzuprägen. Ähnlich, nur noch nachhaltiger tragen Sketchnotes dazu bei, Wissen zu verinnerlichen. Wer Informationen in visuelle Notizen überträgt, muss sich nämlich zuerst fragen: „Wie stelle ich sie dar?“
Durch Malen und Schreiben werden mehrere Kanäle im Gehirn aktiviert. Dies hilft dabei, Informationen abzuspeichern und sie in Zukunft immer wieder abrufen zu können. Die schematische Darstellung, beispielsweise einer Katze, weckt zudem viele eigene Erinnerungen. Durch ein vereinfachtes Bild, das wenig Kontext vorgibt, wird das Gehirn dazu angeregt, sein eigenes Wissen, etwa zum Thema Katze, abzurufen. Dadurch entstehen neue Verknüpfungen, durch die man sich Inhalte viel leichter merken kann. Studien belegen: Menschen, die Sketchnotes machen, besitzen ein besseres Erinnerungsvermögen.
Ob digital oder analog – Sketchnotes sind vielfältig einsetzbar
Bereits an dieser Stelle war bei allen Teilnehmerinnen die Lust geweckt, sich selbst mal an Sketchnotes zu versuchen. Nach einer kleinen Fragerunde, welche Stifte nötig sind, um loslegen zu können (Empfehlung: ein Fineliner, ein bis zwei Farben und ein grauer Stift zum Schattieren), eröffnet Nicole noch weitere Felder, in denen sich Sketchnotes als äußerst hilfreich erwiesen haben. Sie eignen sich unter anderem sehr gut als „Anti-Prokrastinations-Tool“. Häufig werden die Dinge aufgeschoben, die einem selbst noch nicht ganz klar sind, Sketchnotes zu erstellen sorgt für Durchblick und Klarheit.
Das Finden und Darstellen von Konzepten mit Sketchnotes können sich darüber hinaus Teams und Gruppen zunutze machen. Ob in Listen, als Timelines oder zur Anordnung verschiedener Themen: Sketchnotes verschaffen einen Überblick, machen Spaß und steigern die Motivation. Sie können sogar die Kommunikation innerhalb eines Teams erleichtern. Denn mithilfe einer visuellen Bibliothek lässt sich darstellen, was unter bestimmten Themen oder Begriffen verstanden wird – so sprechen alle über das Gleiche und Missverständnisse können vermieden werden.
Mit einem Schwenk zu den Möglichkeiten, wie sich das eigene Business der Zielgruppe durch Sketchnotes zugänglicher machen lässt, und mit einem Strauß an inspirierenden Buchempfehlungen beschloss Nicole den Abend – der ja vielleicht sogar in der ein oder anderen Sketchnote von Teilnehmerinnen verewigt wurde.
Buchempfehlungen:
- „Das Sketchnote Handbuch“ von Mike Rohde
- „Visual Thinking“ von Willemien Brand
- „Visual Meetings“ von David Sibbet
- „Comics machen“ von Scott McCloud
Die Referentin
Nicole Lücking entwickelt Konzepte für digitale Projekte. Seit 2012 begleitet sie zudem Konferenzen und andere Veranstaltungen mit digitalem Graphic Recording, indem sie mit ihrem iPad Sketchnotes und Illustrationen erstellt. Nicole bietet darüber hinaus Workshops und Vorträge rund um die Themen visuelle Notizen/Sketchnotes, digitales Graphic Recording und die Kunst des Zuhörens an.
Mehr unter:
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Text: Kathrin Kerler, dein-weg-coaching.de
Fotos: Mandy Ahlendorf, www.ahlendorf-communication.com