Von Patricia Moro
Stellt Euch vor, die webgrrls bieten 2019 ein Mentoringprogramm an, und keiner meldet sich dafür – weder Mentorinnen noch Mentées!
„Die wissen gar nicht, was sie verpassen!“, hätten unsere diesjährigen Teilnehmerinnen dann entgegnet.
Nicht ohne Grund, wie der kleine Rückblick im Rahmen unseres Abschlusstreffens zeigte. Nach sechs Monaten saßen Ende Oktober zwölf Teilnehmerinnen und ich als Organisatorin bei einem netten, kleinen Italiener zusammen. Denn wir hatten jede Menge zu feiern. Jessica und ich hatten das Mentoring-Programm wieder aufleben lassen, das Barbara Ziegler und Kerstin Kunert in der Vergangenheit so erfolgreich implementiert hatten.
Natürlich war ich gespannt, wie sich alles entwickeln würde. Insbesondere vor dem ersten Treffen war ich ein wenig aufgeregt gewesen. Dass damals nur zwei Mentées anwesend waren, hatte meine ach so sorgfältige Planung dann auch auf den Kopf gestellt. Wir improvisierten gemeinsam. Am Ende fanden sich Tandems, die offensichtlich nicht besser hätten zusammengestellt werden können. In den Feedback-Bögen gab es später von den Mentées volle Punktzahl auf das Matching.
Nachdem die webgrrls beim Isar-Barcamp teilgenommen hatten, gesellten sich sogar noch zwei sehr junge Damen mit etwas Verspätung zur Gruppe. Andererseits hatten wir zwei „reifere“ Mentées mit über 40 Jahren. Ein bunter Mix, die Ausgangssituationen waren dann auch entsprechend unterschiedlich. Doch alle Mentées schien ein gewisser Druck ins Mentoringprogramm geführt zu haben. Bei den einen war es eine Umbruchsituation, nämlich von einem Job in einen neuen oder in eine neue Aufgabe zu wechseln. Bei anderen der Wunsch, das Business anzukurbeln und sich in gewisser Weise neu zu erfinden.
Trotz der üblichen Zeitknappheit wegen Job und Familie schafften die Tandems Möglichkeiten für persönliche oder Skype-Treffen oder für Telefonate. Obwohl alle beruflich stark eingebunden waren, erschienen sie ausnahmslos zu unserer Zwischenbilanz. Es hatte sich inzwischen eine schöne Verbundenheit in der Gruppe entwickelt.
Da alle Frauen sehr schnell einen guten Draht zueinander entwickelten, tauschten sie sich offen, ehrlich und auf Augenhöhe aus. Bei allen stand vor allem das aktive Zuhören, die richtigen Fragen und die Erfahrungen der Mentorin im Mittelpunkt. Die Mentées wollten wissen, wie die Mentorinnen so manchen Misserfolg erlebt hatten und wie sie damit umgegangen waren. Dadurch wuchs ihr Selbstvertrauen.
Sie profitierten nicht nur auf emotionaler Ebene von ihrem vertrauensvollen Austausch, sondern auch inhaltlich von der Professionalität und dem „Werkzeug“, das sich die Mentorinnen bereits angeeignet hatten. Die verschiedenen Ziele wurden auf ganz unterschiedliche Art erreicht: Die einen trafen sich in netten Locations, wo die Mentée für das leibliche Wohl sorgte, ganz schlicht mit Bleistift und Blatt zum Brainstorming. In anderen Tandems gab es regelmäßig Hausaufgaben, die brav und sorgfältig bearbeitet wurden.
Auch die Mentorinnen nahmen viel für sich mit. Sie lernten neue Blickwinkel auf die Welt kennen und erweiterten ihren Horizont. Wie Jessica so schön als Feedback schrieb: „Es war ein Wachsen auf beiden Seiten und ich merke, wir lernen nie aus. Es gibt immer wieder etwas Neues und die Faszination der Entwicklung wird immer bleiben.“
Es sind echte Beziehungen entstanden, die sicherlich über das Ende des Mentoringprogramms hinaus bestehen bleiben.
Wenn ich die Feedback-Bögen resümiere, kann ich nur sagen: Hut ab, es sind wunderbare Entwicklungen in nur sechs Monaten passiert. Es wurden neue Jobs gefunden – einer speziell durch einen Kontakt aus dem Netzwerk. Es wurden Konzepte weiterentwickelt oder verändert, und das sogar mit messbarem Erfolg.
Auch wenn ich selbst keine Mentorin war, so nahm ich dennoch einiges aus den letzten sechs Monaten für mich mit:
- Ich bin ein noch größerer Fan des Mentorings geworden! Als ich die Berichte und Feedbacks las, war ich sehr berührt und ermutigt. Es fühlte sich an, als schaute ich in lauter vor Freude strahlende Augen. Die Dankbarkeit der Teilnehmerinnen war wirklich überwältigend. Ebenso zu sehen, dass sich ganz handfeste Dinge getan hatten.
- Mir gefiel die Atmosphäre in der Gruppe sehr gut. Sie war immer konstruktiv, die Teilnehmerinnen brachten gute Ideen ein. Ich fand es einfach toll, dass sich alle ihrer Rolle voll verpflichtet hatten.
- Die Zusammenarbeit mit Jessica war eine schöne Erfahrung für mich. Es lief alles Hand in Hand. Wir ergänzten uns als Team ganz prima. Vor allem schätzte ich ihre ermutigende Art, die Freiräume, die sie mir bei der Umsetzung schenkte, und ihre Ideen, die immer das i-Tüpfelchen waren.
- Durch das konstruktive Feedback und die Anregungen der Teilnehmerinnen habe ich viel mitgenommen, das wird in das nächste Mentoring-Programm einfließen. Nach dem Programm ist also vor dem Programm.
In diesem Sinne ein großes Dankeschön an alle Beteiligten.
Wenn Ihr nun auf jeden Fall beim Mentoringprogramm 2019 dabei sein wollt – sei es als Mentorin oder als Mentée – und neugierig geworden seid, welche Voraussetzungen es dafür gibt, dann lest hier gerne weiter.