Am 14.5.2024 nahm uns Barbara Glück, Coachin und Heilpraktikerin für Psychotherapie, mit auf eine Reise, die eine ganz besondere ist. Sie brachte uns näher, wie sich der Weg zu einem guten Miteinander gestalten lässt, wenn die Eltern altern und mehr Unterstützung brauchen.
Als Einstieg machte Barbara mit uns eine Achtsamkeitsübung, um uns ins Hier und Jetzt zu holen und in der Gruppe eine Verbundenheit herzustellen. Das sorgte gleich für eine gute Atmosphäre. Sie sprach dann über ihre Erfahrungen mit dem Thema und wie sich daraus ein großes Interesse entwickelte, sich tiefer damit auseinanderzusetzen, warum in dieser Lebensphase häufig so viele Schwierigkeiten auftreten. Und damit, wie es möglich ist, sich und den alternden Eltern Erleichterung zu verschaffen.
Relikte aus der Vergangenheit
Die Einstiegsfrage war: Was hält uns von einem besseren Miteinander ab? Wie können wir Stress, der im täglichen Umgang entsteht, vermeiden? Als Grundlage sieht Barbara Liebe, nur wer von ihr erfüllt ist, kann Liebe weitergeben. Warum können viele von uns das nicht?
Ein Aspekt sind Überlebensstrategien, die wir in der Kindheit entwickelten und die bis heute wirken. Kinder haben Bedürfnisse, etwa nach Nahrung, Geborgenheit, Nähe, Eigenständigkeit. Sie erfahren aber, dass die Botschaften der Eltern bezüglich ihrer Wünsche nicht immer dazu passen, wodurch innere Konflikte entstehen. Der vorhandene starke Bindungsimpuls führt dann dazu, dass Kinder ihre Gefühle, Impulse und Bedürfnisse wegdrücken. Sie lernen, dass ihre Wünsche und Vorstellungen den Eltern nicht gefallen. Nach und nach entwickeln sich Glaubenssätze, Muster und Bewältigungsstrategien, weil sie angenommen und geliebt werden wollen.
Wer als Kind nicht gelernt hat, auf die eigenen inneren Vorgänge zu vertrauen, sie zu akzeptieren und mit auftretenden Konflikten gut umzugehen, steckt als Erwachsener in Schwierigkeiten. Die betreffenden Personen hängen an ihren alten Strategien, die längst nicht mehr nützlich sind. Die Empfehlung von Barbara: „Schau mit Achtsamkeit und Akzeptanz auf dich selbst, lern dich kennen, wie du bist.“ Dabei geht es ihr um Selbstfindung, nicht darum, einer Idealvorstellung hinterherzulaufen („Ich muss alles für meine Eltern tun“).
Selbstfürsorge und Achtsamkeit
Hier können Selbstfürsorge in Form von Achtsamkeit und Entspannung, Coaching und Therapie helfen. In erster Linie geht es darum, die üblichen, automatisch ablaufenden Reiz-und-Reaktions-Muster zu erkennen, zu unterbrechen und neue Handlungsalternativen zu entdecken.
Achtsamkeit steht dabei im Mittelpunkt, das nicht urteilende Wahrnehmen von Empfindungen im gegenwärtigen Moment, im Hier und Jetzt. Es geht darum, ohne Veränderungswunsch anzunehmen, was ist, mit Offenheit und Akzeptanz Erlebnisse und Erfahrungen zu beobachten. So kann sich der Kontakt zu sich selbst verstärken, ebenso die Selbstwahrnehmung und Fokussierung. Barbaras Tipp: „Sorge öfter mal für Ruhe fürs Gehirn und weniger Dauerbeschallung, um Stress zu reduzieren. Gönne deinen Ohren und deinem Hirn Auszeiten, damit du zur Ruhe und zu dir selbst kommen kannst.“
Beziehung auf Augenhöhe und gute Kommunikation
Warum das so wichtig ist? Selbstfürsorge ist eine der Voraussetzungen, um sich um andere gut kümmern zu können, Selbsterkenntnis und Selbstliebe sind zwei weitere. Auf dieser Basis kannst du dich im Miteinander mit deinen Eltern gut positionieren, es geht sehr um Augenhöhe. Deine Eltern können und wollen – solange sie geistig dazu in der Lage sind – die Verantwortung für sich selbst tragen. Sie sind mündig und möchten in der Regel nicht bevormundet werden. Doch oft findet eine Art Rollentausch statt. Die Kinder verhalten sich wie die Eltern und die Eltern werden zu Kindern.
Hier ist gute Kommunikation entscheidend. Hinterfrag auch dein Verhalten: Hörst du deinen Eltern zu? Gibt es oft heftige Diskussionen oder Streit? Wenn ja, ziehen sich Eltern oft zurück und schalten ab. Um dies zu vermeiden, ist ein achtsamer Dialog hilfreich. Nimm auch mal die Perspektive deiner Eltern ein. Kannst du ihre Meinung oder Haltung nachempfinden? Und Schnittmengen finden, sodass ihr zu tragfähigen Kompromissen kommt? Laut Barbara geht es hier unter anderem um echtes Interesse, Offenheit, Empathie, Respekt und Wertschätzung. Hier wies sie auch auf die Gewaltfreie Kommunikation nach Marshall Rosenberg hin. Sie beruht darauf, Wahrnehmungen und Gefühle zu beschreiben, ein Bedürfnis zu schildern und eine Bitte zu äußern. Ein weiterer Tipp von Barbara: „Überleg dir vorab, wie der Dialog über ein bestimmtes Thema aussehen kann, leg dir sachliche Argumente zurecht.“
Erwartungen und Schuldgefühle überwinden
Glaubenssätze wirken häufig auch dann, wenn wir das Gefühl haben, uns nicht richtig um unsere Eltern zu kümmern, Schuldgefühle entstehen. Das geschieht, wenn wir eigene Erwartungen oder auch die (von uns angenommenen) Erwartungen anderer nicht erfüllen. So entsteht Druck. Auch hier hilft es, unsere Gedanken zu hinterfragen. Woher kommen Ideen wie: Erwachsene Kinder müssen sich um ihre Eltern kümmern. Sie sind dazu verpflichtet. So wie ihre Eltern sich um sie gekümmert haben. Auch der Satz „Du sollst Vater und Mutter ehren“ wirkt bei vielen von uns im Untergrund. So kommt es leicht zum Aufrechnen: Was hast du für mich getan? Was muss ich für dich tun? Das lässt sich umgehen, indem über Gefühle und Bedürfnisse gesprochen wird, um einen liebevolleren Alltag mit mehr Verständnis füreinander zu gestalten.
Sinnvolles Hilfsnetzwerk bilden
Ein weiterer wichtiger Aspekt bezieht sich auf die praktische Unterstützung im Alltag. Finde heraus, wo deine Eltern wirklich Hilfe oder Beistand brauchen. So lässt sich ein Hilfsnetzwerk aus Familienangehörigen, Freunden, Verbänden und professionellen Dienstleistungen bilden, das im Alltag tatsächlich für Erleichterung sorgt. Barbara riet hier dazu, auch mal fünfe gerade sein zu lassen, die Selbstwirksamkeit der alten Menschen ist wichtiger als eine nach den eigenen Vorstellungen saubere Wohnung.
Jetzt geht’s los
Zum Abschluss fasste Barbara die wichtigsten Aspekte noch einmal zusammen und fragte nach, womit wir Teilnehmende morgen ganz konkret beginnen wollen. Einige der Antworten: bewusster kommunizieren, mehr Fragen stellen, mich mit Achtsamkeit auseinandersetzen, Meditation in den Alltag bringen. Der Abend steckte voller wertvoller Impulse, die auch ohne alternde Eltern im Alltag unterstützend wirken können. Genau, und morgen geht es ja gleich los mit der Umsetzung! Danke, Barbara, auch für Deine wunderbaren Folien, von denen Du uns einige zur Verfügung gestellt hast!
Die Referentin
Barbara Glück arbeitete viele Jahre als Mediengestalterin in einem großen Unternehmen. Berufsbegleitend absolvierte sie verschiedene Ausbildungen im psychologischen Bereich und füllte so ihren Methodenkoffer, bis sie seit Anfang 2023 in Vollzeit und selbstständig als Coachin und Heilpraktikerin für Psychotherapie anfing zu arbeiten. Ihr ist es ein echtes Anliegen, Menschen dabei zu unterstützen, eine neue Perspektive auf sich und ihr Verhältnis zu ihren Eltern zu bekommen, um einen für alle Beteiligten guten Umgang im Alltag zu ermöglichen.
Mehr:
barbaraglueck.de
www.linkedin.com/in/barbara-glück-052013201
www.facebook.com/barbaragluecklich
Bericht: Conny Rüping, www.sessions-fuer-die-seele.de