Nachbericht Christine Eschlbeck: In Online-Meetings überzeugen – wie du deine Wirkung spielend leicht steuerst

Zoom, Teams & Co sind inzwischen aus unserer Arbeitswelt nicht mehr wegzudenken. Aber wie wirke ich virtuell? Was kommt von mir rüber? Wo soll ich hinschauen? Die gelernte (Theater-)Pädagogin Christine Eschlbeck weiß hier Antwort und rät uns in ihrem interaktiven Vortrag erst einmal, das Online-Meeting wie eine Bühne zu sehen, die wir mit dem richtigen Handwerkszeug souverän bespielen können.

Und macht uns gleich virtuos vor, wie so etwas aussieht: Mit lebhafter Gestik und Mimik präsentiert sie unterschiedliche Situationen aus Online-Meetings, wie wir sie alle schon mal erlebt haben. Gekonnt blendet sie digitale Sondereffekte in ihren Vortrag ein, leitet uns spielerisch zum Mitmachen an und vermittelt uns gleichzeitig wertvolle Tipps, wie wir online optimale persönliche Ergebnisse erzielen.

Für Online-Meetings gilt wie in Präsenz-Meeting die Regel „7% Inhalt, 55% Körpersprache, 38% Stimme“. Das bedeutet: Wenn wir die Online-Bühne betreten, können wir unsere Wirkung nicht über den Inhalt steuern, sondern hauptsächlich über den Einsatz von Stimme, Sprache sowie Körpersprache. Hinzu kommen Elemente wie Beleuchtung, Vorder-/Hintergrund sowie Bildausschnitt der Kamera, mit denen wir unser Erscheinungsbild beeinflussen.

Die folgenden Stellschrauben sollten wir möglichst gut kennen und gezielt einsetzen, denn alles hat vor der Kamera eine Wirkung und wird vom Zuschauer meist unbewusst sofort interpretiert.

KAMERAPOSITION

(+) Kamera auf Augenhöhe positionieren, damit man Blickkontakt halten kann, was uns im Kontakt sympathisch macht (hierfür ruhig kreativ sein und verschiedenste Hilfsmittel von Büchern oder Kartons über Tablet-Ständer und Handy-Halter bis hin zum Bügelbrett ausprobieren, um die optimale Position für unser Gerät zu finden).
(+) Genügend Raum einplanen, um beim Sprechen auch die Hände sichtbar einsetzen zu können.
(–) Linse zu weit unten, zum Beispiel beim schräggestellten Tablet = man schaut (auf die anderen) herab.
(–) Linse zu weit oben = man wirkt klein und nett, aber womöglich nicht kompetent.

BLICKRICHTUNG

(+) Direkt in die Kamera blicken: Denn das bedeutet für das Gegenüber Blickkontakt und Blickkontakt ist das A und O für eine gute Kommunikation
(–) Auf die Teilnehmer-Kacheln auf dem Bildschirm schauen: Dadurch sehen wir für den anderen weg, können Inhalte viel weniger überzeugend präsentieren und wirken schlimmstenfalls desinteressiert.

Tipp
Um herauszufinden, wo sich die Linse genau befindet, einfach den Zeigefinger Richtung Linse bewegen und überprüfen, wann es auf dem Bildschirm dunkel wird. Und dort dann als Eyecatcher entweder einen kleinen Pfeil hinhängen, ein Symbol, oder – besonders effektiv – ein Foto des/der Liebsten … und so den Blickkontakt halten. Das fällt am Anfang gar nicht so leicht, aber für das Gegenüber ist der Unterschied enorm, sodass sich die Anstrengung lohnt.

WIRKUNG

(+) Sich VOR jedem Online-Meeting klarmachen: Wie will ich wirken? Welche Stimmung dient mir? Wie möchte ich mich darstellen?
(+) Über den „Subtext“, der unausgesprochen zwischen den Zeilen durch Körpersprache und Stimme mitgeliefert wird, die eigene Wirkung entsprechend steuern.
(–) Zu wenig Zeit zwischen Online-Meetings haben, um sich wieder sammeln und optimal auf den neuen Termin einstimmen zu können.

Tipp
Online darf es immer etwas MEHR an Begeisterung, Lächeln und Emotionen sein, da die Mattscheibe einiges davon wieder wegnimmt.

SICHERE AUSSTRAHLUNG

(+) Unseren „inneren Polizisten“ zu unserem Freund machen: Unser allseits bekannter innerer Kritiker entscheidet darüber, ob wir Sicherheit ausstrahlen oder uns unsicher fühlen, ob wir Erfolg haben oder nicht.
(+) Nervositätssymptome auch mal offen ansprechen, wie „meine Knie zittern gerade“ oder „meine Stimme hört sich vermutlich schrecklich an“, denn dadurch können wir unseren inneren Polizisten zum Schweigen bringen.
(+) Uns Feedback von den Teilnehmern holen, wie wir wirken.

KOMMUNIKATION

Hier stellte uns Christine das interessante Konzept des „Hochstatus – Tiefstatus“ aus dem Improvisationstheater vor. Hoch- und Tiefstatus sind gleichberechtigt in der Kommunikation: Einer führt, während sich der andere zurücklehnt, zuhört und sich führen lässt. Danach gibt es einen Wechsel und die Rollen werden getauscht. Über folgende Verhaltensweisen werden die beiden Positionen charakterisiert:

  • Hochstatus: beim Sprechen viel Raum einnehmen, Blickkontakt halten, Pausen machen, Füllwörter und Ähs weglassen, Hände einsetzen und beim Reden oben lassen, große und ausladende Bewegungen machen.
  • Tiefstatus: schweigen, zuhören.

(+) Wechsel von Hoch- und Tiefstatus bringt Ordnung und Ruhe in die Kommunikation.
(+) Nach einer Hochstatus-Phase aktiv den Wechsel in die Tiefstatus-Phase einleiten und „die Bühne freigeben“ für den anderen.
(+) Hände im der Hochstatus-Phase ganz bewusst einsetzen, denn sie ziehen als sich bewegendes Element die Aufmerksamkeit auf sich bzw. auf uns.
(+) Faden am Hinterkopf vorstellen, der unseren Kopf Richtung Decke zieht und uns aufrichtet.
(–) Beim Sprechen den Kopf schräg legen, Blick nicht halten können, schnell oder leise sprechen, nur kurze schnelle Handgesten durchführen = obwohl wir reden, nehmen wir wenig Raum ein und befinden wir uns somit im Tiefstatus.

Tipp
In 1:1-Gesprächen beim Reden in die Kamera sehen. Wenn man nach der Reaktion des anderen auf dem Bildschirm schaut, nichts sagen. Erst, wenn man wieder redet, erneut nach oben in die Kamera blicken und dadurch aktiv den Kontakt aufbauen.

BELEUCHTUNG

(+) Licht hauptsächlich von vorne kommen lassen.
(+) Anpassbare Lichtquelle besorgen (heller, dunkler, wärmer, kälter).
(+) Weitere Lichtquellen zum Ausgleichen aufstellen.
(+) Vor dem Online-Meeting die optimale Beleuchtung austesten, denn je nach Meeting-Tool sind die Kamera-Einstellungen unterschiedlich und müssen ausgeglichen werden.
(–) Licht von der Seite oder von unten ist oft unvorteilhaft.
(–) Zu dunkel = wen man nicht richtig sehen kann, dem schenkt man nicht so richtig Glauben.

Tipp
Brillenträger haben oft das Problem, dass sich das Licht in ihren Brillengläsern spiegelt (Einfallwinkel = Ausfallwinkel) und man somit ihre Augen nicht sehen kann. Hier hilft es, das Licht möglichst oberhalb des Kopfes zu positionieren. Außerdem sollten Brillenträger abends den Dunkelmodus am PC einstellen, damit sich das bläuliche Licht des Bildschirms nicht in der Brille spiegelt.

HINTERGRUND

(+) Den Hintergrund so einrichten, dass er nicht zu sehr ablenkt, aber trotzdem auch persönlich oder themenbezogen wirkt und wir ihn mit gutem Gefühl herzeigen können.
(–) Virtuelle Hintergründe gehen zulasten der Bandbreite und der Performance.
(–) Verschwommene Hintergründe brauchen eine sehr gute Ausleuchtung von hinten, sonst verschwinden bei Bewegung einzelne Körperteile, beispielsweise die Hände beim Gestikulieren

TECHNISCHE PANNEN

Blindes Vertrauen in die Technik nach dem Motto „Plan B ist, dass Plan A funktioniert“ kann sich schneller rächen, als man denkt:

(+) Immer darauf vorbereitet sein, dass die Technik gerne auch mal streikt (und sei es nur ein umfangreiches System-Update zum falschen Zeitpunkt, nämlich kurz vor Meeting-Beginn) – und sich dafür entsprechend Alternativ-Präsentationen zurechtlegen.
(+) Sich bei eventuellen Pannen nichts anmerken lassen, sondern sich insbesondere dann – obwohl vielleicht das Herz rast – gelassen geben, langsame Bewegungen machen, mit ruhiger Stimme reden.

Nach diesem abwechslungsreichen, lebendigen und informativen Vortrag gab es noch eine muntere Austauschrunde mit Fragen und Antworten. Dabei wurden weitere interessante Tipps zu Ausstattung und Software geteilt.

Ein großes Dankeschön an Christine Eschlbeck für einen rundum gelungenen und unterhaltsamen Abend mit vielen Impulsen für eine optimale Wirkung in der digitalen Welt, mit denen wir nun gut gerüstet in die nächsten Online-Meetings starten können.

Die Referentin

Christine Eschlbeck ist Expertin für die persönliche Wirkung bei Reden, Gesprächen, Präsentationen, Messegesprächen, Online-Meetings und Moderationen. Sie begeistert ihre Kund:innen mit spannenden, witzigen, interaktiven und lehrreichen Impulsen. Dank ihrer (theater)pädagogischen Ausbildung stellt sie spielend leicht, unterhaltsam und anschaulich dar, wie welche Wirkung entsteht. Mit lebhaften Beispielen und ihrer erfrischenden Art präsentiert die gelernte Theaterpädagogin bereits bekanntes und doch immer wieder vergessenes Wissen über den Einsatz von Körpersprache und Stimme. Sie trainiert vor allem Manager:innen, Freiberufler:innen sowie Fach- und Führungskräfte zu den Themen Präsenz steigern und Wirkung erzielen in realen und Online-Situationen. Seit mehr als 17 Jahren coacht Christine Eschlbeck Menschen darin, Körpersprache, Stimme und Sprache für eine bestmögliche Wirkung bewusst einzusetzen.

Mehr unter: www.christineeschlbeck.de
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Text: Juliane Goltman, www.goltman-web-design.de
Mindmap: Cornelia Hohenegg, www.raumfuergestaltung.de
Bilder: Conny Rüping, www.traum-vom-buch.de