Nachbericht Doris Ehrhardt: In Führung gehen – wie fällt das leichter?

Am 29. September 2021 gab uns Doris Ehrhardt, seit 2011 Professional Coach mit Schwerpunkt auf den Soft Skills für New Work, die Ehre. Mit ihrem Online-Vortrag richtete sie unsere Blicke auf das Thema Führung. So versteht sie ihre Aufgabe generell: Wie eine Taschenlampe will sie für mehr Transparenz sorgen. Und Licht in das häufig vorherrschende Dunkel bringen, wenn es darum geht, wie Führungskräfte ihre Rolle in der heutigen Zeit verstehen und wahrnehmen können.

Zu Anfang präsentierte Doris uns ein Foto, auf dem eine Beziehungskiste zu sehen war, aus der ein Koalabär herauslugte. Mit der Geschichte zur Kiste vermittelte sie uns, wie wichtig es ist, auch einmal andere Wege einzuschlagen und etwas Neues, Mutiges zu wagen. So wie sie bei einem Vortrag in schickster und traditionsreichster Umgebung, aus dem sie damals viel mitnehmen konnte. Und uns nahm sie an diesem Abend mit auf den versprochenen Streifzug durch die Basics und Kniffe erfolgreicher Führung von Menschen.

Gestaltungsfelder erkennen

Zunächst ging Doris darauf ein, dass niemand wie Superwoman zu sein braucht, der heroische Führungsstil hat ausgedient. In der neuen Arbeitswelt sind Führungskräfte gefragt, die kooperativ handeln, authentisch auftreten und in Balance sind. Das betrifft nicht nur Angestellte (vor allem in Sandwichpositionen), sondern auch Selbstständige, die in Teams und mit ihren Kund:innen bzw. Auftraggeber:innen vor ähnlichen Herausforderungen stehen. Und sie wies darauf hin, dass Führen und Spaß sich nicht ausschließen und es auf der Grundlage stattfindet, dass wir zusammen mehr erreichen als allein.

Wo aber lässt sich im Alltag konkret gestalten? Wo können Menschen mit Führungsaufgaben ansetzen?

  • Einfluss nehmen im Sinne der Organisation/des jeweiligen Ziels
  • Kommunizieren/Feedback geben
  • Team entwickeln
  • Sinn stiften
  • Selbstführung
  • Kontext gestalten (Arbeitsbedingungen und Arbeitskultur)

Best of der Fähigkeiten und Eigenschaften für kooperatives Führen

Welche Kompetenzen und Skills sind am wichtigsten, um gemeinsam mit anderen auf ein bestimmtes Ziel hinzuarbeiten?

  • Wertschätzung
  • Bereit sein zum Perspektivwechsel
  • Kommunikationsfähigkeit
  • Reflexionsfähigkeit
  • Wertekompass
  • Rahmenbedingungen gestalten
  • Klugheit beim Einsetzen der Beteiligten und im Umgang mit Wissen
  • Menschliche Stärke
  • Vertrauen mitbringen und bilden
  • Sich selbst und andere motivieren

Rollenverständnis und Führungsstil

Die große Herausforderung beim Führen besteht darin, möglichst eine Balance zwischen den Interessen aller Beteiligten zu finden. Und dazu braucht es einen Führungsstil, der genau zu einem selbst passt, zudem zur Situation, zum Reifegrad der anderen, zu den Werten, zum Zeitgeist. Doris empfiehlt, vier unterschiedliche Führungsstile parat zu haben, um dies zu schaffen. Führung, so ihre Erfahrung, funktioniert nur gut, wenn Menschen ihre Rolle wirklich annehmen und vielfältige Aufgaben übernehmen: mal als Beraterin, mal als Antreiberin, mal als Sparringspartnerin. Wichtig ist dabei nicht nur, dem Druck von allen Seiten ausgleichend zu begegnen, sondern auch für sich selbst gut zu sorgen. Es geht darum, Verantwortung zu übernehmen und auch zu übertragen, die eigene Gesundheit zu erhalten und eine individuelle Führungslinie zu entwickeln.

Wichtig für den kooperativen Führungsstil ist auch, die anderen Personen gut einschätzen zu können und zu erkennen, wonach sie suchen, etwa nach Sicherheit, Zugehörigkeit, Anerkennung, Eigenständigkeit. Das fällt leichter, wenn man an die vier Bestrebungen bzw. Grundbedürfnisse denkt: Dauer gegen Wechsel und Nähe gegen Distanz. Das soll nicht zu Schubladendenken führen, sondern bei der Einschätzung helfen.

Als letzten Punkt brachte Doris die psychologische Sicherheit ins Spiel, die es zu vermitteln gilt. Dazu ist ein bedingtes Vertrauen nötig, das sich auf der Basis von Zuverlässigkeit, Berechenbarkeit, Transparenz, Kompetenz, guter Kritik- und Fehlerkultur sowie der Grundakzeptanz anderer herausbilden kann. Sie rät dazu, sich als Mensch vor Menschen zu zeigen und die anderen durch Fragen einzubeziehen.

Was gilt im virtuellen Raum?

Wenn sich Führung hauptsächlich online abspielt, was viele von uns erst kürzlich kennengelernt haben, gilt: Es ist noch wichtiger,

  • die Menschen nicht nur als Funktion, sondern individuell wahrzunehmen, aktiv und klar zu kommunizieren,
  • kontinuierlich den Kontakt zum Team zu halten,
  • Raum für emotionale Nähe und informellen Austausch zu schaffen sowie
  • klare Absprachen über Erreichbarkeit und Pausen zu treffen und sie tatsächlich einzuhalten.

Fazit am Ende des Abends

Eigentlich war das mehr als ein Streifzug, nämlich geballtes Wissen darüber, wie Führung heute geht. Garniert mit interaktiven Elementen, die das ein oder andere Detail noch vertieften. Und der Koalabär? Steht mit seinen großen Ohren für gutes und aktives Zuhören. So ähnlich fühlten sich wohl die meisten von uns an diesem Abend: die Ohren weit aufgesperrt, damit alle Impulse und guten Ideen ankommen konnten. Danke, Doris, das war ein sehr nützlicher und unterhaltsamer Vortrag, der uns vieles bewusster gemacht und uns neuen Schwung für das tägliche (Führungs)Business verliehen hat.

Die Referentin

Doris Ehrhardt ist zertifizierter Business-Coach, Kolumnistin und Texterin für Unternehmenskommunikation. Im Fokus ihrer Coachings stehen Soft Skills, die in der neuen Arbeitswelt besonders relevant sind, darunter Kompetenzen in Führung, Kommunikation und Selbstmanagement.

www.thema-k.de
www.textett.com
www.linkedin.com/in/doris-ehrhardt

Text: Conny Rüping, www.traum-vom-buch.de
Fotos: Mandy Ahlendorf, www.ahlendorf-communication.com