Viele von uns, vor allem die Selbstständigen, verbringen viel Zeit mit Social Media. Daher wunderte es wenig, dass sich annähernd 50 Frauen zum Vortrag einfanden. Noch vor Beginn durften wir uns im Chat mit unserem wichtigsten Social-Media-Kanal vorstellen und uns damit sichtbar machen – ein wichtiger Aspekt der eigenen Aktivitäten in den sozialen Netzwerken.
Drei zentrale Fragen für die eigene Strategie
Wie wichtig eine Strategie für Social Media ist, das wurde gleich beim ersten Vortrag von Conni Heisig deutlich. Mit ihrem Unternehmen, das den sprechenden Namen „weniger bla“ trägt, liegt es der Social-Media-Expertin besonders am Herzen, für und mit ihren Kund:innen zielführende Strategien zu erarbeiten. Wie dies gelingt, zeigte sie uns auf spritzige Weise in ihrem Kurzvortrag.
Ehe eine Strategie entwickelt wird, ist es wichtig, sich diese drei zentralen Fragen zu stellen:
- Habe ich Lust, Zeit und Interesse? Nur wenn dies gegeben ist, entstehen Ergebnisse. Andernfalls hilft auch die beste Strategie nichts.
- Wie viel Zeit kann ich regelmäßig einplanen? Dafür sollten dann feste Zeiten eingeplant und eingehalten werden.
- Wie oft und in welcher Frequenz kann und will ich aktiv sein? An dieser Stelle ist es wichtig, realistisch zu sein, statt mit viel Schwung zu starten und genauso schnell zu erlahmen. Auch hier gilt der Grundsatz: Weniger und dafür regelmäßig ist mehr.
Routinen und Regelmäßigkeit
Sind diese Fragen geklärt, geht es an den zweiten Punkt: Regelmäßigkeit entsteht durch Routinen und eine Strategie. Diese besteht aus vier Bestandteilen:
- Welche Ziele habe ich/haben wir und was wollen wir mit unserem Unternehmen (egal, ob selbstständig oder angestellt) erreichen? Wenn wir diese Ziele selbst entwickeln und beeinflussen können, hilft eine innere Visionsreise, auf der wir uns gedanklich ein Jahr in die Zukunft begeben und uns fragen: Was ist bis dahin passiert? Hierzu lassen wir Gedanken und Bilder frei fließen. Aus allem, was wir auf diese Weise entdecken, werden anschließend Prio-Ziele abgeleitet, die in die Strategie einfließen.
- Wer ist die Zielgruppe? Eine Social-Media-Strategie hat zwei Zielgruppen. Die eine sind die Menschen, die wir brauchen, damit wir unsere Ziele erreichen, und die uns dabei unterstützen können. Dies sind unter anderem Multiplikatoren und Verbündete, zu denen wir über Social Media eine Beziehung aufbauen. Die andere Zielgruppe sind unsere potenziellen Kund:innen. Damit einher geht die Frage, wem wir welchen Nutzen bieten.
- Mit diesem Wissen können wir Themen entdecken und festlegen, die beide Zielgruppen erreichen. Dazu hat Conni einen Dreiklang vorgestellt, in dem wir uns bewegen: Themen der Zielgruppe – Social-Media-Themen – die eigenen Themen. Wenn wir die Bedürfnisse der Zielgruppe kennen, lassen sich passgenaue eigene Inhalte entwickeln. Wie finden wir heraus, was unsere Zielgruppen interessiert und bewegt? Mit den Menschen reden hilft 😉. Möglicherweise lassen sich mögliche Themen in Kategorien bündeln, sodass ein roter Faden entsteht. Bei allem, was wir unternehmen, sollten wir eines im Auge behalten: Interaktion ist die Münze, die auf Social Media Erfolge bringt.
- Als letztes ist die Frage zu klären: Wo finde ich meine Zielgruppe? Dazu stellte uns Conni die wichtigsten Social-Media-Plattformen vor. Hier nur ein grober Überblick:
- Facebook ist ideal für die Zielgruppe 50+. Am aktivsten sind dort Menschen von 30 bis 49 Jahre, die stärkste Gruppe bilden die Silver Surfer (50+) mit 31 Prozent.
- Instagram eignet sich mit Stories und Reels besonders gut für den Community-Aufbau. Dieser Kanal ist bei den unter 30-Jährigen sehr beliebt (70 Prozent), während die Älteren (65+) kaum vertreten sind.
- TikTok ist derzeit die am häufigsten genutzte Plattform: 90 Prozent der Nutzer:innen verwendet die App täglich und öffnet diese durchschnittlich achtmal am Tag. Die Zahl der älteren Nutzer steigt hier gerade an, sodass es ideal sein kann, sich hier mit einem Nischenangebot zu positionieren.
- YouTube ist primär eine Suchmaschine, vor allem Tutorials und Erklärvideos werden gesucht und angeschaut. Wer hier Erfolg haben will, braucht hochwertigen Content, damit das Thema weit oben in der Ergebnisliste landet.
- LinkedIn ist ein reines Business-Netzwerk, zu dem wir im zweiten Teil des Abend viele hilfreiche Informationen erhalten haben.
Content-Planung und gute Vorbereitung
Im letzten Teil ihrer Präsentation gab uns Conni noch einige Hinweise, wie sich Routinen entwickeln lassen. Ihre Empfehlungen:
- Content-Plan erstellen, um vier Wochen im Voraus Inhalte zu planen und vorzubereiten (Hilfsmittel Trello und regelmäßige Termine, bei denen die Themen vorab festgelegt werden).
- Vorbereitung der Posts mit einer sinnvollen Struktur und das Erstellen eines Bilder-Pools, in dem authentische Fotos für unterschiedliche Situationen gesammelt werden.
- Die einmal gewählte Frequenz – einmal pro Woche genügt – auf jeden Fall einhalten und zudem für die eigene Sichtbarkeit regelmäßig Posts von anderen kommentieren.
LinkedIn im Fokus
Bei Social-Media-Beraterin Friederike Gonzalez Schmitz, die den zweiten Teil des Abends gestaltete, stand das Business-Netzwerk LinkedIn im Mittelpunkt. Sie begann mit der Aussage: „Social Media ist ein Zeitfresser!“ Das können alle bestätigen, die sich dort tummeln – und genau aus diesem Grund ist es wichtig, eine Strategie zu haben. Friederike schüttete ein wahres Füllhorn an Informationen über uns aus, wie Erfolg auf LinkedIn möglich wird, die für mein Empfinden wichtigsten Empfehlungen folgen hier.
Wie lässt sich auf LinkedIn Reichweite generieren?
Ein oft gehörter Satz lautet: Kontakte (Geschäfte) werden mit Menschen gemacht. Wenn wir dies als Prinzip unseres Handelns nutzen, ist ein wichtiger erster Schritt gemacht. Interesse wecken wir bei Menschen mit einem aussagekräftigen Profil. LinkedIn bietet viele Möglichkeiten, sich selbst ins beste Licht zu rücken.
Als Erstes lohnt sich die Überprüfung, ob das eigene Profil vollständig ist. Wirkungsvoll, aber in ihrer Bedeutung oft unterschätzt sind diese Bereiche: Ausbildung, Kenntnisse (Tipp: von direkten Kontakten bestätigen lassen), Info-Text. Letzterer bietet viel Raum für die Selbstdarstellung, hier ist Platz für Informationen über Erfahrungen und besondere Erfolge, die eigene Person und Werte, Top-Kenntnisse oder auch „Auf der Suche …“.
Weitere Möglichkeiten bietet der Profil-Slogan und der Bereich „Im Fokus“. Friederike empfiehlt, hier etwa einmal im Monat etwas Aktuelles einzustellen und mit Fotos zu untermalen. Dies können Hinweise auf Blogbeiträge sein, der aktuelle Newsletter oder anderes, was für die Zielgruppe interessant und nützlich ist.
Wie lässt sich das eigene Netzwerk strategisch ausbauen?
Ein starkes Netzwerk entsteht durch folgende Schritte:
- Es empfiehlt sich, mit den eigenen Offline-Kontakten zu starten und sich mit ihnen zu verbinden.
- Mit der Suche nach Stichworten lassen sich Menschen mit ähnlichem Hintergrund, gemeinsamen Interessen oder aus dem gleichen Metier finden.
- Sobald wir mit jemandem verbunden sind, werden uns Kontakte zweiten Grades Mit einem Besuch dieser Profile lässt sich erkennen, ob es Anknüpfungspunkte gibt.
- Wer positiv auffällt, zum Beispiel durch interessante Kommentare, wird mit der Zeit zu einem „Newsfeed-Star“. Mit Bezug auf einen kommentierten Beitrag lässt sich Kontakt aufnehmen. Auf ähnliche Weise können wir selbst mit der Zeit zu einem „Newsfeed-Star“ werden (wenn dies zur eigenen Strategie passt …).
- Schließlich sind auch die Besucher auf dem eigenen Profil mögliche Kontakte. In der Basisversion (die nach Aussage von Friederike völlig ausreicht) sind alle Besucher der letzten vier Wochen sichtbar, in der Premiumversion alle der letzten 90 Tage.
Wie entstehen Vertrauen und Expertenstatus?
Ein ausführliches Profil ist die Basis und Netzwerken ein Marathon. Bis ein Expertenstatus erreicht ist, dauert es etwa ein Jahr. Bis dahin gilt: dranbleiben. Das geschieht am einfachsten durch Kommentieren, Liken und eigene Beiträge, die interessante Inhalte liefern. Im Zentrum sollte immer der Kundennutzen stehen und Themen, die diesen füttern. Dafür gab uns Friederike diese Beispiele als Anregungen mit auf den Weg:
- Veranstaltungen: Posts vor, während und nach
- Einblicke in den beruflichen Alltag
- How-to-Tipps als PDF, Text mit Foto, Videos
- Emotionale Momente, in denen wir uns persönlich zeigen, mit Selfies und Text
- Persönliche Inhalte wie Biografie, berufliche Expertise, Stärken, Hobbys
Entscheidend sind die ersten 90 Minuten, nachdem ein Beitrag online geht. In dieser Zeit sollte man auf LinkedIn aktiv sein, zum Beispiel Beiträge lesen und kommentieren, denn LinkedIn registriert und misst die Interaktion rund um den Veröffentlichungszeitpunkt. Für mehr Reichweite sorgen
- ein spannender Einstieg, vielleicht auch Trigger-Sätze wie „Ich habe lange nachgedacht, ob ich dies veröffentliche …“ (wem es gefällt),
- das Markieren von Personen oder Seiten,
- Selfies mit Persönlichkeit, Witz oder Fakten,
- drei bis fünf Hashtags in Beiträgen (sorgfältig recherchiert),
- das Beachten von Zeiten (Die meiste Aktivität auf LinkedIn findet an Wochentagen morgens zwischen 7.30 und 9.00 Uhr und an Wochenenden nachmittags statt.),
- Kommentare zu Beiträgen.
No-Gos bei LinkedIn
- Externe Links, zum Beispiel zu einem Video – besser: das Video direkt bei LinkedIn hochladen.
- Wiederholender Stil in Posts – besser: Abwechslung reinbringen, ohne den eigenen Stil zu leugnen.
- Teilen ohne persönlichen Text – besser: Ein längeren (!) Teasertext verfassen, der den eigenen Bezug zum geteilten Post zeigt und ggf. kommentiert.
Der Abend mit Conni und Friederike war sehr inspirierend und mit Informationen prall gefüllt. Mich hat er dazu angeregt, mich noch genauer mit LinkedIn und meinen Zielen in Verbindung mit Social Media zu befassen – und meine eigene Strategie zu entwickeln. Herzlichen Dank an die beiden Referentinnen, dass sie an diesem Abend ihre Begeisterung für Social Media mit uns geteilt haben.
Die Referentinnen
Conni Heisig ist Social-Media-Expertin für den Mittelstand, das Erarbeiten zielführender Strategien liegt ihr besonders am Herzen. Mit ihrem Unternehmen „weniger bla“ behält sie die Machbarkeit für ihre Kund:innen stets im Blick. Conni Heisigs Überzeugung: In Social Media wirken am besten die Inhalte, die aus den Unternehmen kommen. Wie das genau funktioniert, zeigt sie den KMUs in kompakten Dreimonats-Programmen. Ihre Expertise hat sich die „weniger bla“-Geschäftsführerin in namhaften Agenturen wie „We Are Social“, „Achtung!“ und dem Unternehmen Fitness First angeeignet.
Mehr unter:
www.wenigerbla.de
www.linkedin.com/company/weniger-bla/?viewAsMember=true
www.instagram.com/weniger_bla/?hl=de
Friederike Gonzalez Schmitz ist Social-Media-Beraterin in München mit Spezialisierung auf das Business-Netzwerk LinkedIn. Sie unterstützt Selbstständige, Fach- und Führungskräfte auf Jobsuche sowie kleinere Unternehmen beim Erstellen von professionellen LinkedIn-Profilen. Zudem zeigt sie ihren Kund:innen in Einzelberatungen oder Workshops, wie sie das internationale Business-Netzwerk LinkedIn für das Personal Branding nutzen können, um ihren Bekanntheitsgrad und ihren Expertenstatus zu steigern. Genau diese Themen hat sie auch in ihrem Ratgeber „Effizientes Selbstmarketing auf LinkedIn“ beschrieben. Die ehemalige PR-Managerin und Social-Media-PR-Managerin ist als Dozentin bei der Akademie der Bayerischen Presse, der Akademie der Deutschen Medien und der Münchner VHS aktiv und lebt mit ihrem Mann und ihren Kindern am Münchner Stadtrand.
Mehr unter:
www.socialmediainternational.de
www.linkedin.com/in/friederikegonzalez
twitter.com/fglez
www.facebook.com/friederike.gonzalezschmitz
Text: Ulrike Bergmann, https://die-mutmacherin.de
Foto: Mandy Ahlendorf, https://ahlendorf-communication.com