Nachbericht Cornelia Rüping: Schreiben – gewusst wie! Texte gut organisiert und bestens gelaunt aufs Papier bringen

Wie viele Menschen dieses Thema beschäftigt, zeigte am Mittwochabend die Zoom-Zuschauerzahl von über 70 Teilnehmer*innen. Gut strukturiert, kurzweilig und geschickt gespickt mit kleinen Anekdoten aus ihrer beruflichen Erfahrung brachte Autorencoach Conny Rüping uns den Traum vom gut organisierten und gut gelaunten Schreiben näher.

Wir selbst sind der Anfang
Als Erstes bat sie uns, dass wir uns bewusst machen, weshalb wir überhaupt schreiben wollen und welches Ziel wir damit verfolgen. Dabei helfen Fragen wie: Schreiben wir nur für uns oder auch für andere? Wollen wir einen wöchentlichen Blog verfassen oder einen Roman? Wer kommt damit für uns als Zielgruppe infrage? Und wie gut sind wir überhaupt mit unserer eigenen Arbeitsweise vertraut? Welche Haltung wollen wir einnehmen? Die der erhabenen Expertin und unsere Leser*innen entsprechend siezen oder möchten wir uns eher persönlich einbringen und sie eventuell leger duzen?

Ganz egal wie die Antworten individuell ausfallen, die Hauptsache ist: authentisch sein!

Das Drumherum bzw. der „Realitätscheck“
Dann servierte Conny weitere Fragen: Wie strukturieren wir (neue) Aufgaben? Wie viel Zeit können wir fürs Schreiben investieren? Von Vorteil kann es sein, zunächst ein Coaching beispielsweise zum Zeitmanagement zu besuchen, denn daran scheitern viele unserer (Wunsch)Projekte: an mangelnder oder falsch eingeteilter Zeit. Wo wollen wir schreiben? Sitzen wir gerne am Schreibtisch oder passt es besser zu uns, mit dem Laptop in die Natur zu gehen? Wie viel Budget können wir in unser Projekt investieren?

Mit dem Ziel vor Augen und hoffentlich vielen zufriedenstellenden Antworten ging es weiter.

Vorbereitung in die Tiefe
Wie willst du als Autor*in deine Leser*innen ansprechen? Ein Tipp von Conny, der mir sehr gefallen hat: Lies in Zeitschriften und Büchern und analysiere, was dir gefällt und mit welchem Inhalt oder Schreibstil du gar nicht zurechtkommst! Das hilft dir herauszufinden, wie du deine Leser*innen ansprechen und welche Position du einnehmen willst. Und du entwickelst so deinen individuellen Schreibstil. Dann ging es um den roten Faden: wie du ihn auslegst und immer im Blick behältst.

Mitgedacht, leicht gemacht
Nun folgten ganz konkrete Tipps, die sich auf das „gut strukturiert“ im Titel bezogen. Themen waren unter anderem der Umgang mit Zitaten und Quellen, Visualisierungen sowie Humor, Ironie und Sarkasmus. Wenn du dir über einige Dinge vorab konkret Gedanken machst, hast du es nachher leichter – und lästige Nacharbeiten entfallen.

Prokrastination bekämpfen und Motivationslöcher überwinden
Dann erklärte Conny, warum sich so viele von uns vor dem Schreiben drücken. Und sie lieferte Ideen, wie sich Blockaden überwinden lassen: kleine Ablenkungen, kurz aufstehen, sich strecken und bewegen, einen Tag frei machen, andere Aufgaben erledigen. Vor allem für die Frauen unter uns, die ständig Selbstzweifel plagen: Wir sollten uns erst einmal mit uns selbst anfreunden und nett mit uns umgehen. Und dann einfach loslegen.

Wer nicht so richtig reinkommt, kann sich fragen: Was ist eigentlich los? Es geht darum, für dich selbst eine ganz ehrliche Antwort zu finden. Hast du gerade massive Selbstzweifel? Wärst du lieber draußen in der Sonne? Liegt dir das ausgewählte Thema einfach nicht? Manchen hilft hier der Austausch mit anderen Menschen. Ein sehr hilfreicher Hinweis war hier Connys Monster, die „Objektifizierung“ des inneren Kritikers. Ein Schlüsselanhänger oder Stofftier beispielsweise lässt sich umfunktionieren und so kann man ihn einfach wegsperren, den inneren Kritiker.

Kooperation mit Profis
Je nachdem, wie viel Budget wir investieren können und wie gut es um unsere Schreibe steht, können wir auf Profis wie Conny zurückgreifen. Es gibt Co-Writer, Ghostwriter, Textberatungen, Spezialisten für Marketing und Vertrieb, professionelle Fotografinnen und Fotografen, Zeichner*innen usw. Eher kritisch zu sehen, ist das Einholen der Meinung aus Familie oder Freundeskreis. Wenn die keine Ahnung vom Schreiben haben, und doch in bester Absicht handeln, kann das Feedback eher frustrieren und sogar vom eigenen Stil entfremden.

Zum guten Schluss
Abgerundet wurde der Vortrag mit einem Extra dazu, wie ein Buch entsteht, und einem Special „Schreiben versus Sprechen“. In der sich anschließenden Fragerunde gab es weitere Anregungen zum Thema aus dem Publikum. Ein paar günstige Software-Anwendungen, die das Schreiben erleichtern können, wurden genannt:

  • „Diigo“, ein Web-Clipping-Service, der es registrierten Benutzern gestattet, für besuchte Web-Seiten Bookmarks online abzulegen und Seiteninhalte für die weitere Verwendung hervorzuheben.
  • „Evernote“, ein Onlinedienst samt Software, die das Sammeln, Ordnen und Finden von Notizen, Dokumenten und Fotos in verschiedenen Formaten unterstützt. Ähnlich: „Simplenote“.
  • „Papyrus“, eine Schreibumgebung für Autoren, das Anlegen umfassender Projekte ist hier möglich, Verknüpfung von Texten, Notizen etc. und „Scrivener“ für MAC.

Und wer nun sofort loslegen will mit dem gut gelaunten Schreiben, kann gerne das webgrrls „Write-In“ als Autorentreff und Motivationsanstoß nutzen. Es findet jeden Donnerstag von 9:00 bis 10:00 Uhr über Zoom statt.

Das PDF der Präsentation zum Vortrag gibt es als Download.

Die Referentin
Cornelia Rüping, freiberufliche Lektorin und Autorencoach, steht seit über 20 Jahren Autorinnen und Autoren zur Seite, die Texte unterschiedlichster Art in die Welt bringen wollen. Sie unterstützt beim Konzepterstellen, Schreiben und als Sparringspartnerin, zum Beispiel wenn es darum geht, den roten Faden und die Schreiblust (wieder) zu finden. Vor allem arbeitet sie gerne mit Menschen zusammen, die für ihre Themen brennen und andere begeistern wollen.
Mehr unter: www.traum-vom-buch.de

Sabrina Zimmermann, aka Frau Z., hat ihren Bericht zum Vortrag ganz wunderbar vertont. Prädikat: hörenswert!

Text und Audio: Sabrina Zimmermann, https://frau-z.net
Fotos: Mandy Ahlendorf, www.ahlendorf-communication.com