Nachbericht Hannah Schieferle Oktober 2019

„Wenn eine Idee am Anfang nicht absurd klingt, dann gibt es keine Hoffnung für sie.“ Albert Einstein musste es wissen, denn wohl kaum ein Zweiter dachte so sehr „out of the box“ wie er – und konnte seinen „Hirngespinsten“ anschließend analytisch so virtuos auf den Grund gehen.

Es ging zwar weder um gekrümmte Raumzeit noch um gebogenes Licht bei Hannah Schieferles Vortrag zu Kreativität – sondern um Schnürsenkel. Die Schritte zu innovativem Denken sind jedoch die gleichen wie bei Einstein, nämlich: erst divergierendes, dann konvergierendes Denken. Oder anders: Abstruses und Analyse klar voneinander trennen!

Im ersten Schritt, dem divergierenden, kann und soll man also seiner Kreativität freien Lauf lassen und wild drauflos spinnen. Immer mit dem Ziel, sich ein Thema unvoreingenommen zu erschließen, aus neuen Perspektiven zu betrachten und dabei gewohnte Denkmuster aufzubrechen. Kreativitätstechniken gibt es zuhauf, etwa Brainstorming, Brainwriting, Reizwort-Analyse, Umkehr- oder Flip-Flop-Methode, Mind-Mapping, Mind-Cluster etc. Manche funktionieren alleine gut, andere besser im Team. Um dem Horror Vacui, der Angst vor dem Leeren vorzubeugen, eignet sich besonders ein Mind-Cluster, bei dem man die zentrale Frage in die Mitte des Blattes schreibt. So ist es nicht mehr leer und der Rest ergibt sich (fast) von alleine.

Wer doch etwas Warming-up braucht, dem empfiehlt Hannah Schieferle, sich einen ganz gewöhnlichen Alltagsgegenstand zu suchen und zu überlegen, was man alles damit anstellen könnte. Das Versuchsobjekt beim Vortrag: Schnürsenkel. Was herauskam? Alles! Von Schnüren für die Krautwickerl bis zum Lametta für den Weihnachtsbaum.

Wer jetzt denkt „Ja, aber…“, dem sei gesagt: Nein, Stopp, noch nicht! Das heben wir uns für die zweite Phase auf. Denn ganz entscheidend ist, dass der erste Schritt der Kreation vollkommen frei von (innerer) Zensur abläuft. Erst die zweite, konvergierende Phase ist der kritischen Bewertung und Analyse vorbehalten. Auch hier ist es wichtig, das fast schon reflexhaft einsetzende „Ja, aber“ durch ein „Ja und“ zu ersetzen – gerade bei der Arbeit in Gruppen. Denn während „Ja, aber“ zu Widerständen führt, bringt „Ja und“ Lösungen.

Wir probierten das live aus und planten zu zweit oder zu dritt einen gemeinsamen Urlaub – selten, dass man sich da von vornherein vollkommen einig ist. Und tatsächlich, mit „Ja, aber“ kommt man wirklich kein Stück voran. Mit „Ja, und“ dagegen erzielten wir erwiesenermaßen nicht nur deutlich leichter eine gemeinsame Lösung, sondern es entstanden sogar großartige neue Ideen, auf die jeder alleine wohl nie gekommen wäre. Anstatt sich auszubremsen, beflügelt man sich so gegenseitig.

Die strikte Trennung von divergierender und konvergierender Phase und der Ersatz von „Ja, aber“ durch „Ja und“ sind also einfache und probate Wege zu neuen Ideen. Hannah Schieferle hilft den Webgrrls zusätzlich gerne weiter auf die Sprünge mit ihrem wöchentlichen Kreativitäts-Workout. Einfach eine Whatsapp an 0163-3652407 schicken mit dem Stichwort „Kreativität starten + Vorname, Nachname“. Lasst Euch überraschen!

Die Referentin

Hannah Schieferle ist seit 2008 in der Internetabteilung am Goethe-Institut e. V. tätig und seit Januar 2018 nebenberuflich selbstständig als systemische Moderatorin. Von 2003 bis 2007 studierte sie Informationsdesign, hinzu kommen Fortbildungen im Innovationsmanagement und agilen Projektmanagement sowie die Ausbildung zur Systemischen Moderatorin.

Mehr unter: www.schieferle-moderation.de

Bericht: Isabel Schrimpf, www.bienewitz.de
Fotos: Elisabeth Pfahler-Scharf, die-emotionsfotografin.de