Belebt ist der Bildschirm am Abend des April-Vortrags bei den webgrrls. Viele wollen dabei sein, um mehr über das Thema Geld zu erfahren, genauer: über zielgerichtetes Verhandeln und sinnvolles Anlegen an der Börse.
Dem Dilemma der Gender-Stereotypen entgehen und finanziell gut für sich sorgen
Claudia Irsfeld übernimmt den ersten Teil. Sie spricht über die Gender-Formel, darüber, welche Unterschiede und Muster bei Mann und Frau wirken, wenn es ums Geld geht, und in welchem Dilemma Frauen dabei oft stecken. Und über die Gender-Pay-Gap: Frauen verdienen 18 Prozent weniger als Männer, in Führungspositionen sind es sogar bis zu 30 Prozent.
Unter anderem resultiert dies aus den Arbeitsumständen. Frauen arbeiten
- oft in Teilzeit,
- häufig mit Erwerbsunterbrechungen,
- vor allem in Branchen, in denen grundsätzlich niedrigere Gehälter gezahlt werden, und
- generell seltener in Führungspositionen.
Dies wirkt sich darüber hinaus auf die zu erwartenden Rentenansprüche von Frauen aus. Claudia Irsfeld spricht hier von der Gender-Pension-Gap.
Was steckt dahinter? Um dem auf die Spur zu kommen, erläutert Claudia Irsfeld die Gender-Stereotypen bzw. was wir glauben, wie Frauen und Männer sind.
Während Männern „agentisches“ Verhalten zugesprochen wird (zum Beispiel führungsstark, ehrgeizig, durchsetzungsfähig), zeigen Frauen eher „gemeinschaftliches“ Verhalten (zum Beispiel fürsorglich, bescheiden, freundlich). Das Verhalten von Mann und Frau wird auch unterschiedlich bewertet: Männer nach ihrem Potential und Frauen nach ihrer Leistung. Frauen, die (in Verhandlungen) „agentisch“ auftreten, machen mit diesem kontra-stereotypischen Verhalten schlechte Erfahrungen. Wenn sie ihre Forderungen klar und deutlich formulieren, müssen sie mit Sympathieverlust rechnen. Hingegen wirken sie weniger kompetent, wenn sie sich bescheiden geben.
Claudia Irsfeld gibt ein paar Tipps, wie wir diesem Dilemma entkommen können. Wichtig ist das Wissen um die Gender-Unterschiede und die Überprüfung der eigenen Einstellungen. Für eine erfolgreiche Verhandlung sei das A und O gute Vorbereitung (unter anderem Recherchen, Nutzenargumentation). Und: Man sollte zehn Prozent auf seine Gehaltsvorstellungen aufschlagen, um einen Verhandlungsspielraum zu haben. Empfehlenswert sei es auch, zusätzliche Benefits einzubeziehen, etwa Weiterbildung, IT-Ausstattung, zusätzliche Urlaubstage und Ähnliches. Außerdem rät sie dazu, jede Möglichkeit zum Üben von Verhandlungen zu nutzen, auch auf spielerischer Art und Weise im Alltag.
Die Basis für stimmige Finanzen legen Frauen, indem sie für sich selbst, ihr Bankkonto und andere, die ihnen wichtig sind, gut sorgen und dabei dennoch die gängigen Normen im Hinterkopf behalten. Ein gutes Netzwerk und vor allem Allianzen mit Frauen findet Claudia Irsfeld obendrein wichtig.
Auf zur Börsenreise: gekonnt Geld anlegen und gewinnen
Im zweiten Vortrag des Abends zeigt uns Dr. Roberta Schmieder den Weg zur Börse. Sie geht das Thema spielerisch an und bringt zunächst drei Aspekte in Gespräch:
- Warum überhaupt an die Börse?
- Welche Top-Ängste sind bekannt?
- Was ist notwendig, um erfolgreich Geld anzulegen?
Zu ersten Frage erläutert sie: Da es derzeit keine Zinsen auf Sparguthaben gibt (sondern zum Teil Negativzinsen anfallen) und zudem die Inflation wirkt, ist unser Sparguthaben von einer schleichenden Kapitalvernichtung betroffen. Doch es fehlen lukrative Alternativen und die vorhandenen Möglichkeiten wie Immobilien, Sachwerte oder Bitcoins sind extrem teuer oder risikoreich.
Als Nächstes entkräftet sie die drei wichtigsten Ängste mit „einfachen“ Argumenten.
- „Dafür habe ich kein Geld“: Börse lässt sich auch mit kleinem Budget machen. Schon mit zehn, ja, sogar mit nur einem Euro ist das möglich und es kommen nur geringe Kosten hinzu.
- „Angst, die falsche Aktie zu kaufen“: Da nicht vorhersehbar ist, wie sich Wertpapiere entwickeln, ist es sinnvoll, in einen ETF zu investieren (ETF = Exchange-traded Fund, börsengehandelter Indexfond). Damit ist das eingesetzte Geld breit gestreut und die Anlage mit wenig Risiko behaftet.
- „Angst, Geld zu verlieren“: Die Lösung ist hier, breit zu streuen (siehe Punkt 2.) und die Aktien lange zu halten. Mindestens zehn, besser 15 Jahre sind hier ein guter Zeitrahmen.
Und was braucht es nun, um an der Börse durchzustarten? Roberta Schmieder empfiehlt: einfach anfangen! Der erste Schritt besteht darin, ein Depot zu eröffnen und sich über die vorhandenen ETFs zu informieren. Und dann einfach mit Neugier an das Ganze heranzugehen. Tipps gibt es auch unter www.justetf.com oder www.fairvalue-magazin.de. Wichtig ist, dabei auf Diversifikation zu achten, denn damit verringert sich das Risiko, ohne die Rendite zu schmälern! Ebenso bedeutsam bei der Anlage in ETFs sind Langfristigkeit und Geduld. Bei einem Anlagezeitraum von 15 Jahren kann man mit circa sieben Prozent Rendite rechnen. Und: Immer die Nerven behalten, sollte der Kurs auch schwanken oder sinken. Grundsätzlich gilt darüber hinaus, dass man sein Vermögen vielfältig anlegen sollte, etwa in Immobilien, Aktien, Bargeld und Gold, und das bei verschiedenen Banken.
Um erfolgreich an der Börse zu investieren, muss man keine Finanzexpertin sein. Die Basics reichen aus, gesundes Halbwissen und einige Faustregeln, sagt Dr. Roberta Schmieder.
Die Referentinnen
Claudia Irsfeld ist Personalleiterin in einer Münchener Managementberatung. In dieser Rolle führt sie Einstellungsinterviews, Gehaltsverhandlungen sowie Entwicklungsgespräche. Als zertifizierte Coach und Trainerin unterstützt sie mit Karrierecoachings, Gehaltsverhandlungstrainings sowie Vorträgen vor allem Frauen, Führungskräfte und Studentinnen, die sich in einem oft männlich geprägten beruflichen Umfeld bewegen, beispielsweise in Unternehmensberatungen, Start-ups oder von MINT, IT oder KI geprägten Organisationen und Unternehmen. Mehr darüber ist in ihrem Buch „Frauen und Gehalt. So verhandeln Sie gelassen und erfolgreich“ zu erfahren.
Mehr unter: www.be-on-track.de
Dr. Roberta Schmieder ist Expertin für einen erfolgreichen Börsenstart und begeistert davon, Menschen die Börse näher zu bringen. Ihr macht es großen Spaß zu sehen, wie sich Desinteresse in enthusiastisches Investieren verwandelt. Die promovierte Naturwissenschaftlerin weiß aus eigener Erfahrung, wie es sich anfühlt beim Thema Finanzen und Börse bei null anzufangen. Die vielen fremden Begrifflichkeiten schrecken nicht nur ab, sondern lassen einen vor allem zurück mit der Frage: Wo fange ich da bloß an? Mit ihrem Onlinekurs „Börsenreise“ nimmt sie die Teilnehmerinnen mit auf fröhliche Fahrt durch die Welt der Finanzen und Anlagen. Am Ziel angekommen sind die Reisenden perfekt darauf vorbereitet, sich auf eigene Faust im Börsengelände zurechtzufinden und mit Spaß Neues zu entdecken.
Mehr unter: aktienlady.de
Text: Manuela Wolfseher, www.manuela-wolfseher.de
Bilder: Jessica Leicher, www.jessica-leicher.de; Conny Rüping, www.traum-vom-buch.de