Nachbericht Simone Naumann: Visual Storytelling – mit konsequenter Bildsprache überzeugen

Bilder sind ein bewegendes und spannendes Thema – besonders, wenn es ums eigene Business geht. Das bestätigte der Rekord von 89 Teilnehmenden beim Online-Vortrag von Fotografin Simone Naumann. Der Abend hielt, was er versprach: prall gefüllt, lebhaft, farbenfroh, bunt, mit vielen Fotos und noch mehr Tipps, Einblicken und Inspirationen.

Bildsprache

Über die Wirkung tauchten wir mit Simone in das Geheimnis um die passende Bildsprache ein. Bilder sind besonders. Bilder sagen mehr als tausend Worte. Bilder erfassen wir auf einen Blick und ordnen sie ein. Über sie nehmen uns andere wahr. Sie sind sozusagen die Duftmarke eines Unternehmens oder von Unternehmer:innen. Wie aber übertragen wir die Farben und das Design der Marke in die Bildsprache? Wie schaffen wir eine Einheit auf allen Kanälen – von der Website bis zu Social Media? Laut Simone gelingt das vielen leider wenig bis gar nicht. Bilder werden oft sehr stiefmütterlich behandelt. Gerade auf Instagram und Co. gibt es viel Einheitsbrei mit den Filtern, die gerade trenden.

Die hier wichtigste Frage leitet sich aus der Positionierung ab: Was möchte ich kommunizieren? Wie kann ich Bedürfnisse wecken, statt nur Produkte zu zeigen? Simone bestätigt, dass dies oft schon beim altbekannten Thema Profilbild wichtig ist. Was ist mein Statement? Ihr Rat lautet, offen zu kommunizieren und sich mit einem guten Foto sichtbar zu machen – mit direktem Blick zu den Betrachtenden. Auf den übergeordneten Titelbildern in den sozialen Medien zeigen wir am besten die jeweilige Expertise, das Thema, über das wir Kunden oder Geschäftskontakte gewinnen möchten. Hier zeigte sie anhand unterschiedlicher Social-Media-Profile anschaulich, wie es professionell und wirkungsvoll geht.

Inszenierung und Aussage sollten wohl überlegt und glaubwürdig sein. Bilder können eine ungeheure Macht haben. Wir glauben, was wir sehen. Welche Kleidung in welcher Farbe tragen wir etwa bei Gruppenfotos oder Veranstaltungen? Möchten wir mit Rot ein Statement setzen und auffallen?

Bildgestaltung

Nach der Einführung ging Simone ins Detail zu den technischen und gestalterischen Finessen rund ums Bild. Anhand von Fotos zeigte sie anschaulich, wie sich unser Auge beim Betrachten dem Licht folgend durchs Bild bewegt. Auch unterschiedliche Bildformate sind eine Form des Erzählens: Das Quadrat ist die bevorzugte Variante für Produkte. Es ruht in sich, fokussiert, wirkt persönlich und erzeugt Nähe. Das Querformat bringt Bewegung ins Motiv, der Fokus ändert sich, es entsteht Raum. Uns eifrig in den Chat schreibende Teilnehmende ermutigte Simone auch gleich, künftig bewusster Bilder zu betrachten und zu beobachten, wohin die Augen schauen – Bilder lesen als Vorübung zum eigenen Gestalten.

Bilder im unternehmerischen Visual Storytelling sind kein Selbstzweck. Wir sollten immer wieder hinterfragen, was wir mit ihnen vermitteln möchten und ob das bei den Betrachtenden auch so ankommt. Wie zielgerichtet ist mein Bild? Sehen die anderen, was ich sehe? Oder bin ich im Moment gefangen? Sind meine Bilder glaubwürdig und wecken sie Emotionen? Oder wirken sie eher inszeniert und distanziert? Die Bildmotive sollten wir mit größtmöglicher Aussage arrangieren. Produkte können wir mit anderen kombinieren, um Größenverhältnisse darzustellen und den Nutzen aufzuzeigen. Auch die Perspektive macht einen Unterschied: Bin ich nah dran und bringe die Betrachtenden (emotional) ins Geschehen? Oder bin ich eher Voyeur auf Abstand und beobachte aus der Ferne?

Bildkonzept

Als Grundlage für das Bildkonzept hat uns Simone die Grammatik der Bildsprache erläutert. Auf ihre Frage nach den Gestaltungsmitteln strömten zahlreiche passende Antworten in den Chat:

  • Licht und Schatten sind die Basis schlechthin und geben unendlichen Gestaltungsspielraum.
  • Schärfe und Unschärfe: Wichtiges lässt sich durch umgebende Unschärfe hervorheben. Unschärfe eignet sich auch prima, wenn wir Text über ei Motiv legen möchten. Sollen Menschen nur angedeutet sein, lassen wir sie verschwimmen und stellen die Gegenstände des Bildthemas scharf.
  • Farbe: Welche Farbtemperatur passt zum Thema? Ein technisches Unternehmen wird sich eher in kühlen Farben darstellen, wogegen ein Wellnesshotel die Gäste mit warmen Farben einladen wird.
  • Linien: Wie ist die Linienführung?
  • Bewegung: Ist das Bild statisch oder enthält es Bewegung, die sich beispielsweise durch Unschärfe zeigt?
  • Perspektive: Öfter mal die Perspektive wechseln. Ungewöhnliche Ansichten aus Frosch- oder Vogelperspektive überraschen und fallen auf. Und mit dem Handy müssen wir uns dazu nicht mal verrenken, ein Selfie-Stick macht vieles möglich.
  • Brennweite: Der Weitwinkel zieht das Motiv auseinander, wogegen das Teleojektiv alles zusammenrückt.
  • Anordnung: Simone rät, das Hauptmotiv aus der Mitte zu rücken und das Drittelraster oder den goldenen Schnitt zu Hilfe zu nehmen, um das Bild interessant aufzuteilen.

Wie lässt sich nun aber eine eigene Bildsprache entwickeln? Den Weg zeigt Simone anhand mehrerer Projekte auf, die sie begleitet hat: Am Anfang stehen die Begriffe und Keywords aus Positionierung, Kundennutzung und Corporate Identity. Mit den Schlagwörtern suchen wir passende Bilder für eine erste Sammlung. Diese gruppieren wir um die Begriffe und gestalten Moodboards als Inspiration, Ideen und Musterbilder. Der Vorgang ist sehr intuitiv mit offenem Ende, das durchaus überraschen kann. Aus den Visualisierungen erstellen wir dann die Vorlagen und Richtlinien für unsere Bildgestaltung.

Linse putzen und loslegen

Bevor wir jetzt selbst mit unseren Smartphones losziehen dürfen, um Fotos für unsere Unternehmensstory zu schießen, gibt uns Simone noch weitere wertvolle Tipps. Ihr Credo lautet: „Linse putzen!“ Ist die Linse verschmutzt, kann das Handy nicht richtig fokussieren und erzeugt keine Kontraste. Ebenso wichtig ist es, das Motiv aufzuräumen. Alles, was das Bild zeigt, gehört für die Betrachtenden dazu. Eben auch der Mülleimer oder der Pappkarton unterm Tisch.

Nach ihrem Schlusswort „Immer schön die Linse putzen!“ gab es noch einen lebhaften Austausch zu Selbstportraits mit Stativ, unterschiedlichen Smartphone-Modellen, ansteckbaren Objektiven sowie Apps zum Bearbeiten, Filtern und Moodboard-Gestaltung.

Du bist herzlich in Simones Facebook-Gruppe „die SMARTphotoschule“ eingeladen. Hier gibt sie wertvolle Fotografie-Anregungen, Tipps und Impulse. 

Die Referentin

Simone Naumann ist leidenschaftliche Fotografin, begeisterte Autorin von Sachbüchern rund um Smartphone- und Produktfotografie, großer Familienmensch und stolze Hundebesitzerin. Nach 15 Jahren Erfahrung als Unternehmensfotografin für Businessporträts beschloss sie 2017, ihr Know-how an alle weiterzugeben, die beruflich oder privat die Kunst des Visual Storytelling erlernen möchten. Sie gründete Deutschlands erste Schule für Smartphone-Fotografie – die SMARTphotoschule mit Sitz in München.

Mehr Infos unter die-smartphotoschule.de

Text und Fotos: Mandy Ahlendorf, www.ahlendorf-communication.com