Wir alle bewegen uns innerhalb unserer eigenen Welt, genauer in dem Rahmen, den wir als gegeben ansehen. Er ist geprägt von den „Stories-we-live-by“, unseren selbstverständlichen Wahrnehmungs- und Bewertungsstrukturen. Sie sind so tief verankert, dass wir sie oftmals als die einzige Sichtweise oder Perspektive und als allgemeingültige Wahrheit wahrnehmen. Sie kommen uns nicht mehr wie menschengemachte Kreationen vor.
Die Wirkung dieser Wahrnehmungsschablonen ist stark, denn sie entstehen nicht individuell, sondern auf soziokultureller Ebene. Sie sind allgegenwärtig und werden uns permanent präsentiert, zum Beispiel in den Medien und der Werbung. Sie kommen auch dann zum Tragen, wenn einzelne Personen aus Politik oder Wirtschaft mit dem, was sie sagen, unsere gesamte Gesellschaft repräsentieren sollen oder wollen.
Die Gefahr: Wir hinterfragen unsere „Stories-we-live-by“ nicht, sondern nehmen sie als gegeben an. Das kann dazu führen, dass wir uns – von diesen Wahrnehmungen und (unbewussten) Bewertungen ausgehend – nicht förderlich für uns selbst, die Umwelt und die Gemeinschaft verhalten. Ein Beispiel gefällig? Sonnenschein und Wärme als „schönes“ Wetter, hingegen Regen, Wind und Kälte als „schlechtes“ Wetter zu bezeichnen widerspricht nicht nur den Bedürfnissen der Natur. Vielmehr werden so auch Wünsche etwa nach Flugreisen in südliche Länder oder Ausflügen in künstliche Tropenoasen geweckt.
Eva-Maria Graf zeigt an konkreten Beispielen, wie uns sprachliche Strategien und Konzepte einbremsen, begrenzen und uns und unserer Umwelt sogar schaden können. Cornelia Rüping erläutert im Anschluss anhand von Beispielen aus dem Alltag, was das für unseren Sprachgebrauch bedeutet. Wer sich bewusst macht, wie das, was wir für wahr und richtig halten, unsere Gedanken und unsere Worte beeinflusst, kann die eigene Welt mit kritischen Augen betrachten. Und auf ganz neue Weise ans Sprechen und damit ans Texten herangehen.
Die Referentinnen
Prof. Dr. Eva-Maria Graf ist Professorin für Angewandte Sprachwissenschaft an der Alpen-Universität Klagenfurt, zudem Coach und Trainerin unter anderem im Bereich Frauen in der Wissenschaft, Gendersensibilität und Diversität. Besonders wichtig ist ihr dabei, zwischen Wissenschaft und Praxis zu vermitteln.
Mehr unter: www.aau.at/team/graf-eva-maria
Cornelia Rüping ist Autorencoach und Sachbuchlektorin. Seit über 20 Jahren bearbeitet, verfasst und konzipiert sie Texte unterschiedlichster Art. Zudem unterstützt sie Menschen, die ihre Gedanken zu Papier bringen wollen, beim Konzepterstellen, während des Schreibprozesses und dabei, ihren persönlichen authentischen Schreibstil zu finden.
Mehr unter: www.traum-vom-buch.de
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Veranstalter
webgrrls.de e.V.
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